Das Wiederaufbauprojekt

Die Initiative zum Wiederaufbau ging 1984 zunächst von der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) um den rechtsgerichteten Bundeswehroffizier Max Klaar aus. Diese ließ bis 1987 das Glockenspiel der Kirche auf der Kaserne in Iserlohn schrittweise nachbauen und schenkte es 1990 der Stadt Potsdam. Im September 2019 wurde es aufgrund rechtslastiger Inschriften nach 28 Jahren abgestellt.

Nach anfänglicher Ablehnung des Wiederaufbaus der Garnisonkirche griff die evangelische Kirche diese Idee im Jahr 2000 auf, als die wichtigsten politischen Entscheidungsträger*innen das Projekt bereits unterstützten. Im Jahr 2004 erfolgte der „Ruf aus Potsdam“ zum Wiederaufbau, 2008 die Gründung der kirchlichen Stiftung Garnisonkirche Potsdam. Das Versprechen der Initiator*innen, das Projekt durch Spenden zu finanzieren, ging nicht auf. Die öffentliche Hand ist mit mehr als 23 Mio. € größte Geldgeberin.

Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik

Buchveröffentlichung von Philipp Oswalt mit einem Vorwort von Max Czollek Der Wiederaufbau historischer Symbolbauten gilt als Engagement für historisches Bewusstsein, architektonische Schönheit und Reparatur von Stadtraum. Doch die vermeintlich unpolitischen Fassaden zielen auf eine Änderung unseres Geschichts- und Gesellschaftsverständnisses: Populistisch werden Zeiten vor 1918 idealisiert, Brüche negiert, gewachsene Identitäten überschrieben. Das einführende Kapitel ordnet die

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Videodokumentation des Kurzfestival Gegensignal

Plantage und RZ Postdam, 16./17. September 2023

Vier Jahre nach seiner Stilllegung stand das stets umstrittene nachgebaute Glockenspiel der Garnisonkirche Potsdam im September 2023 im Zentrum eines Kurzfestivals, veranstaltet vom Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in der Stadt Potsdam e.V. und dem Lernort Garnisonkirche. Das Glockenspiel wurde in einer öffentlichen Aufführung am Samstagabend, 16.9., gegen den Strich gespielt. Auf der Potsdamer Plantage,

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Björn Höcke, Preußen und die Turmkopie

Wolfram Adolphi

In seiner programmatischen Rede in Dresden am 17. Januar 2017 sprach der AfD-Politiker Björn Höcke auch von Preußen. Und brauchte, um verstanden zu werden, nicht viele Worte. Es ging ihm nicht um einen genaueren Blick in die Geschichte oder die Geographie, schon gar nicht um Ausbeutung, Unterdrückung, Militarismus, gewaltsame Soldatenaushebung und Annexionskriege, und es ging

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Auch ein Symbolort für Rechtsextreme

Philipp Oswalt

Neue Recherchen zur Wiederaufbau Garnisonkirche Potsdam: Mitgestaltet von Rechtsextremen, wird der Bau inzwischen auch von einzelnen Rechtsradikalen als symbolischer Ort genutzt. Das Projekt des Wiederaufbau Garnisonkirche wurde nicht nur von dem rechtsradikalen ehemaligen Bundeswehroffizier Max Klaar und seiner Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel initiiert, sondern das Projekt ist trotz einiger Modifikationen und Weiterentwicklungen von ihnen nachhaltig mitgestaltet.

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Eine Distanzierung vom „Ruf aus Potsdam“ tut not

Wissenschaftlicher Beirat Lernort Garnisonkirche

Appell des Lernorts Garnisonkirche vom 21. Juli 2022 Der „Ruf aus Potsdam“ von Januar 2004, der bis heute dem Wiederaufbauprojekt der Garnisonkirche Potsdam zu Grunde liegt, ist geprägt von Argumenten der „Neuen Rechten“ und dem damaligen Bemühen, die von dem rechtsradikalen ehemaligen Bundeswehroffizier Max Klaar geleitete Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel in das Projekt einzubeziehen. Klaar hatte

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Der Ruf aus Potsdam von 2004 – ein geschichtsrevisonistisches Statement

Günter Morsch

Der „Ruf aus Potsdam“ vom 15. Januar 2004 ist grundlegend für das heutige Wiederaufbauprojekt. Der mit Rücksichtsnahme auf die rechtsgerichtete Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel verfasste Texte bildet laut Satzung der Stiftung Garnisonkriche bis heute die programmatische Leitlinie für das Projekt. An seiner Formulierung war Alexander Gauland als damaliger Herausgeber der Märkischen Allgemeinen Zeitung beteiligt. Um Unterstützung

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Unrechtmäßige Stiftungskonstruktion, strukturelles Defizit und Spendenbetrug

Philipp Oswalt, Sara Krieg, Carsten Linke

Nach dem vor kurzem veröffentlichten Prüfbericht des Bundesrechnungshofes bzgl. der öffentlichen Förderung der Stiftung Garnisonkirche liegt die öffentliche Aufmerksamkeit auf der rechtswidrigen Investitionsförderung und dem steten Mangel an Spendeneinnahmen. Die akute Finanzierungslücke beim Turmbau ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Ein zentrales Kernproblem des Projekts ist der dauerhaft defizitäre Betrieb. Beide Probleme stehen im

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Bundesrechnungshofbericht zur Garnisonkirche Potsdam

Philipp Oswalt

Eine wirtschaftliche wie moralische Bankrotterklärung Der am 3. Februar 2022 veröffentlichte Prüfbericht des Bundesrechnungshof[1] zu der Bundesförderung für den Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam bestätigt amtlich, was Kritiker schon seit Jahren bemängeln: Weder ist eine Gesamtfinanzierung des Bauvorhabens gegeben noch eine Finanzierung des bald anstehenden Betriebs. Die öffentliche Förderung war nur möglich, weil die Stiftung

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Statt Wiederaufbau Kirchenschiff ein Haus der Demokratie und Erhalt des Rechenzentrums

Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam hat in ihrer Sitzung am  26. Januar 2022 eine Änderung der bisherigen Planung für den Bereich der Plantage/ ehemalige Garnisonkirche beschlossen. Während der Nachbau des Kirchturms der ehemaligen Garnisonkirche bis nächstes Jahr fertiggestellt werden soll, verzichtet man auf einen Wiederaufbau des Kirchenschiffs. Das Grundstück hierfür soll wieder in städtische Verantwortung

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Das Glockenspiel auf der Plantage – ein Symbol der Neuen Rechten

Die Petition „Wiederaufbau Garnisonkirche Potsdam: Bruch statt Kontinuität“ forderte u.a. den Abriss des Glockenspiels auf der Potsdamer Plantage wegen dessen „revisionistischer, rechtsradikaler und militaristischer Widmungen.“ Worauf beruht diese kritische Bewertung des Glockenspiels?

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Chronologie des Wiederaufbaus

Die Chronologie zeigt die Genese des Wiederuafbauprojektes und die Kontroversen und Debatten hierzu von dem Beginn in Iserlohn bis heute auf.

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Alles ist anders, aber bloß nichts ändern

Mit dem im März 2021 vorgestellten Konzept der Dauerausstellung vollzieht die Stiftung Garnisonkirche eine grundlegende Änderung ihres Geschichtsbildes. Das jahrzehntelang vermittelte Geschichtsbild erweist sich mit den Darlegungen des neuen Ausstellungskonzeptes als grobe Verfälschung der Geschichte.

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Keine Kirchturmhaube – Priorität für einen Lernort!

In einem offenen Brief sprechen sich knapp hundert internationale Wissenschaftler, Architekten, Künstler, Kirchenvertreter, Kulturschaffende und zivilgesellschaftlich Engagierte dafür aus, bei dem Wiederaufbau des Kirchturms der Garnisonkirche Potsdam auf den Nachbau der umstrittenen Turmhaube zu verzichten, da diese für einen problematischen Nationalprotestantismus steht.

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Rechtmäßigkeit der öffentlichen Förderung fraglich

Rechercheteam Lernort Garnisonkirche

Die Fragen der Finanzierung werden ebenso stark diskutiert wie die inhaltlichen Fragen des Wiederaufbauprojektes. Ein Rechercheteam hat die Unklarheiten der Finanzierung und Förderung zusammengetragen und im Ergebnis Forderungen an die Verantwortlichen abgeleitet.

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Rebranding auf Basis von Geschichtsverfälschung

Philipp Oswalt

Die Idee des Wiederaufbaus der Garnisonkirche bedurfte eines Rebrandings der Garnisonkirche, um hierfür politische und kirchliche Mehrheiten gewinnen zu können. Maßgeblich war dabei weniger die Strategie des Bruchs und der Veränderung. Viel wesentlicher in der Auseinandersetzung war die Durchsetzung eines neuen Geschichtsbildes, welches auf gezielten Auslassungen, Überformungen und Verfälschungen beruht. Analyse eines Geschichtsrevisionismus.

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Die Entwicklung des Nutzungskonzeptes 2000 – 2020

Philipp Oswalt

Das Nutzungskonzept für den Wiederaufbau ist nach wie vor erheblich von Ideen geprägt, die Max Klaar und die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel dem Bischof Wolfgang Huber im Sommer 2000 unterbreiteten. Die im kirchlichen Nutzungskonzept „Spirit of Change/ Veränderung ist möglich“ von 2001 vorgesehenen Veränderungen im Sinne eines Bruchs mit der Vergangenheit wurden in den Folgejahren auf Druck rechtskonservativer Kreise schrittweise in wichtigen Teilen wieder zurückgenommen.

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Das Iserlohner Glockenspiel

Philipp Oswalt

Nach achtzehnjährigem Betrieb wurde das nachgebaute Glockenspiel wegen seiner rechtslastigen Inschriften im Herbst 2019 abgestellt. Doch wie kam es zu diesen Inschriften? Und aus welchem Gedankengut entstand das Glockenspiel, welches das Initial für das Wiederaufbauprojekt in Potsdam bildete?

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Konzept für einen Lernort – Revision eines nicht eingelösten Versprechens

Philipp Oswalt und Steffen Schuhmann

Im Herbst 2019 hat Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) eine politische Debatte initiiert zu der Frage, wie es mit dem Projekt Garnisonkiche nach dem Turmbau weiter gehen soll. In Folge dessen entstand ein neuer Vorschlag, an die ursprünglichen Ideen der evangelischen Kirche anzuknüpfen, einen Lernort zu schaffen und in der äußeren Erscheinung des rekonstruierten Kirchturms einen sichtbaren Bruch zu verdeutlichen.

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Rechtsradikale Einschreibungen in das Projekt der Garnisonkirche Potsdam

Vortrag von Philipp Oswalt, Diskussion mit Marie Schäffer, Lutz Boede und Gerd Bauz, moderiert von Achim Saupe

Basierend auf umfangreichen Recherchen in staatlichen und kirchlichen Archiven in Berlin, Potsdam, Frankfurt Main und Iserlohn befasst sich Vortrag und Diskussion im Potsdam Museum im Januar 2020 nicht nur mir der Frage, wie es zu den Inschriften gekommen ist, sondern wie die rechtslastige Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel das Wiederaufbauprojekt bis heute maßgeblich mit geprägt hat.

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