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Neue Recherchen zur Wiederaufbau Garnisonkirche Potsdam: Mitgestaltet von Rechtsextremen, wird der Bau inzwischen auch von einzelnen Rechtsradikalen als symbolischer Ort genutzt.
Das Projekt des Wiederaufbau Garnisonkirche wurde nicht nur von dem rechtsradikalen ehemaligen Bundeswehroffizier Max Klaar und seiner Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel initiiert, sondern das Projekt ist trotz einiger Modifikationen und Weiterentwicklungen von ihnen nachhaltig mitgestaltet. Wie neue entdeckte Unterlagen zeigen, nahm das kirchliche Projekt mit einem Treffen zwischen Max Klaar und dem damaligen Bischof Wolfgang Huber im Juli 2000 seinen Ausgang. Die Kirche folgt der damals von Klaar vorgeschlagene Konzeption für das Bauvorhaben und dessen Umsetzung bis heute. Bei einem weiterem von Alexander Gauland initiierten Treffen im März 2004 machte zudem der Schirmherr des Projektes, der damalige Innenminister des Landes Brandenburg Jörg Schönbohm, weitere inhaltliche Zugeständnisse, die im Folgenden auch eingehalten wurden. Lediglich im Projektverlauf zusätzliche, neu erhobene Forderungen von der Gruppe um Max Klaar wurden abgewiesen.
Weitere Dokumente belegen zudem, dass Bischof Huber im März 2003 eine Pressemitteilung des Kirchenkreis Potsdam verhinderte, mit der dieser Max Klaar kritisieren und zu ihm auf Distanz gehen wollte. Die neueb Recherchen zeigen zudem, dass das heutige Projekt von Rechtsradikalen nicht nur befürwortet, sondern von einzelnen Rechtsextremisten auch als ikonischer Symbolort genutzt wird, wie etwa vom rechtsextremistischen Blogger Billy Six.
Für den Rechtsextremismusexperten Matthias Quent zeigen die Potsdamer Entwicklungen eine „Verzahnung von rechtsextremen mit konservativen Strukturen und Ansichten auf dem politischen Feld der Erinnerungskultur“ auf. Dies entspreche „der Normalisierungsstrategie der äußersten Rechten“, die bestrebt sei, „größere Resonanzräume für revisionistische und antidemokratische“ Deutungsmuster zu öffnen. Dabei werde „die fehlende Abgrenzung nach rechts außen gerade in Ostdeutschland ausgenutzt, um in die politische Mitte vorzustoßen“.
Der wissenschaftliche Beirat des Lernorts Garnisonkirche fordern die Stiftung Garnisonkirche und Fördergesellschaft für den Wiederaufbau auf, sich von den für ihre Arbeit grundlegenden Ruf aus Potsdam von 2004 und dessen geschichtsrevisionistischen Äußerungen zu distanzieren. Dieser zeige laut Beiratsvorsitzender Prof. Dr. Micha Brumlik auf erschreckende Weise, wie sehr es Rechtsextremen in Potsdam gelungen sei, die gesellschaftlichen Mitte zu infiltrieren und im öffentlichen Diskurs revisionistische Geschichtsdarstellungen und neurechte Argumentationen dauerhaft zu etablieren. Es sei ein Skandal, dass die kirchliche Stiftung Garnisonkirche sich in ihrer Satzung bis heute auf den „Ruf aus Potsdam“ bezieht und die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam erst kürzlich dies nochmals bekräftigt hat. Ein Dokument aus dem Nachlass von Jörg Schönbohm zeigt zudem, dass bereits im März 2005 der damalige Leiter der Stiftung Brandenburgischen Gedenkstätten, – ohne Erfolg.
Die zentralen Ergebnisse der mehrjährigen Forschung zur Projektgenese sind als 44-seitiger, wissenschaftlicher Aufsatz von Philipp Oswalt unter dem Titel „Wiederaufbau zwischen militärischer Traditionspflege, protestantischer Erinnerungskultur und Rechtsextremismus“ in den renommierten Vierteljahresheften für Zeitgeschichte dieser Tage erschienen (70 Jg. Heft 3/ 2022, S. 549 – 590), ein Kondensat zudem in der Wochenzeitschrift die ZEIT von dieser Woche (Nr. 30, 21. Juli 2021, S. 17).
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