1919 – 1945

Nach Ende des 1. Weltkrieges und der Ausrufung der Republik am 9. November 1918 entsteht am 6. Februar 1919 mit der Eröffnung der Nationalversammlung die Weimarer Republik. Am 24. November 1919 fand hierzu die Gegenveranstaltung in der Garnisonkirche statt. Der Hauptredner war Erich Ludendorff, der damals die Führungsfigur der Rechtsextremisten war, der gegenüber dem „Geist von Weimar“ den „Geist von Potsdam“ beschwor. In der Weimarer Republik entwickelte sich die Garnisonkirche zu einer Wallfahrtsstätte rechtsextremer Organisationen, die hier zahllose Veranstaltungen abhielten. Nach der Machtübernahme der NSDAP und der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 findet zur Eröffnung des neuen Reichstags am  21. März 1993 in der Garnisonkirche der Tag von Potsdam statt. Mit diesem suchte sich das nationalsozialistische Regime unter Zustimmung von Reichspräsident Paul von Hindenburg, des Militärs, der Kirche und des Adels in die Tradition der preußisch-deutschen Geschichte vor 1918 zu stellen. Während des NS-Regimes dient die Garnisonkirche als „erste Soldatenkirche der Wehrmacht“ der nationalsozialistischen  Militärseelsorge. Das Glockenspiel nutzt der Reichsrundfunk als Pausenmelodie. Beim alliierten Luftangriff in der Nacht des 14. April 1945 wird die Garnisonkirche wie Teile der Innenstadt weitegehend zerstört.

Schwarzbuch Garnisonkirche Potsdam

Das Schwarzbuch Garnisonkirche Potsdam dokumentiert, für welchen Glauben die historische Garnisonkirche stand. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Nationalsozialismus predigten Pfarrer der Garnisonkirche einen Nationalprotestantismus, der den Krieg, das Abendland und Deutschland verherrlichte, unbedingten Gehorsam und Opfergeist einforderte und Kaiser und Führer göttlich legitimierte. An dem mobilen Feldaltar der Garnisonkirche, der im

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Der Handschlag. Pathosformel der Machtübertragung

Gerhard Paul

Potsdam 21. März 1933, Handschlag zwischen Reichskanzler Hitler und Reichspräsident von Hindenburg, aus: Berliner Illustrierte Zeitung (undatiertes Sonderheft, 21.3.1933). Die Bildunterschrift lautet: „Nach dem Festakt in der Garnisonkirche: Der Reichspräsident verabschiedet sich vom Reichskanzler. Fot. N.Y.T.“ Das Foto vom Handschlag zwischen dem neu ernannten Reichskanzler Adolf Hitler in dunklem Frack und dem hochdekorierten Reichspräsidenten Paul

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F – As – C – Es: Wenn’s vom Turm Faschismus läutet

Uwe-Karsten Plisch

Ein unbeachtetes Detail in der Geschichte der Potsdamer Garnisonkirche Kürzlich bekam ich das Buch von Werner Schwipps, Die Garnisonkirchen von Berlin und Potsdam (Berlinische Reminiszenzen VI), von 1964 geschenkt und bin darin über ein interessantes Detail gestolpert, das ich bisher nicht kannte. Das Buch ist sehr detailverliebt, vor allem aber war der Autor mit der

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Editorial Themenschwerpunkt : 90. Jahrestag des „Tag von Potsdam“

Anlässlich des 90. Jahrestags des „Tag von Potsdam“ hat der Lernort Garnisonkirche neue Recherchen und Forschungen erstellt, nicht zuletzt, um den Entlastungmythen, die im Zusammenhang mit dem Wiederaufbauprojekt Garnisonkirche Potsdam entwickelt und verbreitet worden sind, entgegenzutreten. Der Tag von Potsdam war nicht lediglich eine dreiviertel Stunde Missbrauch der Kirche, der aus Sicht der Nationalsozialisten zudem

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Eine Stunde Missbrauch?

Philipp Oswalt

Widerrede gegen Mythen zum Tag von Potsdam. Der „Tag von Potsdam“ liegt als schwere Erblast über dem Projekt des Wiederaufbaus der Garnisonkirche. Kaum ein Medienbericht verzichtet auf einen Hinweis hierzu. Und so war es für die Wiederaufbaubefürworter naheliegend, nach Wegen zu suchen, diesen Sachverhalt zu relativieren. Der „Ruf aus Potsdam“ von 2004 war in der

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Der „Tag von Potsdam“ und die Medien

Ralf Forster

Am 21. März 1933 fand von etwa 10:30 bis 13 Uhr in Potsdam der feierliche Staatsakt zur Eröffnung des neugewählten Reichstages unter großem Interesse der Bevölkerung statt. Er wurde durch sämtliche Medien – Presse, Rundfunk und insbesondere den Film – intensiv begleitet.[1] Die Kirchen, ihre Gebäude und die Gottesdienste selbst, blieben in der Berichterstattung bemerkenswert unterbelichtet,

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Nationale Mythen und kirchliches Heil: Der „Tag von Potsdam“

Werner Freitag

In der der Potsdamer Garnisonkirche begegneten sich am Tag von Potsdam, dem 21. März 1933, Adolf Hitler, der neue Reichskanzler, und Reichspräsident von Hindenburg anläßlich der Eröffnung des Reichstages.[1] Die Machtergreifung der Nationalsozialisten habe durch diese Feier ihren symbolischen Abschluß erfahren, Preußentum und Nationalsozialismus seien im Rahmen eines schäbigen „Schmierenstücks“ eine unheilvolle Verbindung eingegangen. Das

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Veranstaltung: Eine Stunde Missbrauch?

Widerreden gegen Mythen zum Tag von Potsdam

Vorträge und Diskussionen Freitag, den 24. März 2023, 18.00 – 20.00In der Stadt- und Landesbibliothek/ Veranstaltungssaal EG, Am Kanal 47, 14467 Potsdam mit:Dr. Matthias Grünzig: Die Garnisonkirche als Ort von Deutschnationalen und Rechtsradikalen 1919-1933Prof. Dr. Manfred Gailus: Die Kirche als Ermöglicher: Otto DibeliusDr. Annette Leo: Nicht nur Potsdam: Reichsweite FeiernProf. Dr. Philipp Oswalt: Zwölf Jahre

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Im Bann des Deutschnationalen

Johannes Weissinger

Die Predigt von Otto Dibelius am Tag von Potsdam In dieser Fallstudie will ich darstellen, wie der Prediger Otto Dibelius meines Erachtens zum willigen theologischen Helfer[1] Adolf Hitlers in der Frühphase von dessen Machtergreifung[2] wurde. Diese These möchte ich in fünf Schritten erläutern, die sich wie fünf Akte eines Theaterstücks ausnehmen. (1) Der äußere Rahmen

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Gedenkmünzen und Medaillen zum „Tag von Potsdam“

Helmut Caspar

In der nationalsozialistischen Propaganda spielte der „Tag von Potsdam“ eine große Rolle. Am 21. März 1933 übergab Reichspräsident Paul von Hindenburg anlässlich der Eröffnung des am 5. März 1933 gewählten Reichstags symbolisch die Macht an Hitler, den am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannten Führer der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (NSDAP). Zu dem Staatsakt unter der

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Der „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933

Matthias Grünzig

Der Tag von Potsdam war ein komplexes Geschehen mit vielen Facetten. Ich will in meinem Vortrag einige Aspekte beleuchten. Zunächst will ich etwas zur Ausgangslage sagen. Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Gleich nach dem 30. Januar und verstärkt nach dem Reichstagsbrand am 27.Februar 1933 setzte ein Terror gegen Sozialdemokraten, Gewerkschaftler,

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Otto Dibelius im Jahr 1933

Manfred Gailus

Am „Tag von Potsdam“ spielte Otto Dibelius als preußischer Generalsuperintendent eine herausragende Rolle. Als Organisator und als Prediger in der Nikolaikirche. In der Garnisonkirche saß er vor Hindenburg und Hitler in der ersten Reihe und schwärmte kurz darauf von diesem fatalen politischen Staatsakt. Während die völkischen Deutschen Christen die preußische Kirche eroberten, nahm Dibelius eine Auszeit als Kurprediger in San Remo. Als er im Juni 1934 zurückkehrte, waren die Würfel gefallen. Während der entscheidenden Monate, als die Republik und das Haus der Kirche lichterloh brannten, weilte er in Italien.

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Predigerworte für Deutsche Gotteskrieger

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Nationalsozialismus predigten Pfarrer der Garnisonkirche einen Nationalprotestantismus, der den Krieg, das Abendland und Deutschland verherrlichte, unbedingten Gehorsam und Opfergeist einforderte und Kaiser und Führer göttlich legitimierte. Ausgewählte Zitate aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dokumentieren exemplarisch diese Ideologie.

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Garnisonpfarrer Kessler erinnert sich an den Tag von Potsdam

Johannes Kessler

Die Mitwirkung des Superintendenten Otto Dibelius an der Konzeption und Durchführung des Tags von Potsdam stand nicht isoliert. Auch andere wichtige Kirchenvertreter begrüßten die nationalsozialistische Machtergreifung und deren Bezugnahme auf die Tradition der Garnisonkirche Potsdam. Der von 1893 bis 1908 an der Garnisonkirche Potsdam tätige Hofprediger und Garnisonpfarrer Johannes Keßler denkt in seinen Lebenserinnerungen begeistert an den Tag von Potsdam zurück.

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Die Nacht von Potsdam

Philipp Oswalt

Oft heißt es anklagend, die Bombardierung Potsdams am 14. April 1945 sei erfolgt, obwohl der Krieg längst entschieden gewesen sei. Doch historische Quellen belegen, dass es ein rein militärischer Angriff gegen ein militärisches Ziel war.

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Ein großes, freudiges „Ja“ und ein kleines, leicht überhörbares „Nein“.

Manfred Gailus

Am „Tag von Potsdam“ feierte und bejubelte eine Hälfte der Gesellschaft ihren „nationalen Aufbruch“, während die andere Hälfte der Gesellschaft im Begriff stand, ausgeschlossen, gefesselt, mundtot gemacht und vertrieben zu werden. Und die Kirchen spielten dieses böse Spiel der Exklusion mit, erfüllt von ebenso egoistischen wie trügerischen Hoffnungen.

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Dibelius‘ Rückblick auf den Tag von Potsdam

Dr. O. Dibelius

Otto Dibelius‘ eigener Rückblick auf den Tag von Potsdam belegt zweifelsfrei: Er hat als leitender Kirchenvertreter an diesem Tag keine kritische, gar widerständige Position eingenommen – im Gegenteil.

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„Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“ – Predigt am Tag von Potsdam

Otto Dibelius

Unter diesem Motto hielt Generalsuperintendent Otto Dibelius zur Reichstags-Eröffnungsfeier am 21.3.1933 in Potsdam, dem sogenannten „Tag von Potsdam“, die offizielle Predigt in der Nikolaikirche. Die Predigt ist ein bitteres Dokument des moralischen Versagens der evangelischen Kirche. Zuvor hatte Dibelius zudem gegen innerkirchliche Widerstände durchgesetzt, das der Festakt mit Hitlers Ansprache in der Garnisonkirche stattfindet.

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Eine Keimzelle des Widerstandes?

Linda von Keyserlingk

Seitens der Befürworter des Wiederaufbaus der Garnisonkirche heißt es immer wieder, hier hätten die Hitler-Attentäter des 20. Juli ihr Gewissen geschärft. Doch die Kirche stelle keine Keimzelle des Widerstands dar. In ihr wurde wie eh und je zu Gehorsam erzogen, wie die Forschung am militärhistorischen Museum der Bundeswehr aufzeigt.

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