Zukunft

Gegenwärtig lässt die Stadt Potsdam durch einen privaten Investor unweit des Rechenzentrums (RZ)  ein KreativQuartier bauen, welches einen Teil der Nutzer*innen nach dem für 2023 geplanten Abriss auffangen soll. Aber zahlreiche Initiativen, Gruppen und Vereine setzen sich gemeinsam mit den Nutzerinnen und Nutzern des RZ für den langfristigen und vollständigen Erhalt des Hauses ein. Der bisher politische beschlossene Abriss wurde im Mai 2020 durch die Stadtverordnetenversammlung in Frage gestellt.  Im Rahmen eines zweijährigen Verfahren zur Konzeption und Gestaltung des Bereich Garnisonkirche/ Rechenzentrum will die Stadt prüfen, ob das Rechenzentrum vollständig oder in Teilen erhalten werden kann.

 

Architektur

Zwischen 1969 und 1971 entstand das Datenverarbeitungszentrum (DVZ) am Standort der ehemaligen Garnisonkirche nach Plänen des Kollektivs um den Architekten Sepp Weber. Das DVZ wurde in Montagebauweise errichtet, die vorgeblendeten vertikalen Lamellen sollen „das konstruktive Prinzip des Stahlbetonskelettbau auf die Gebäudehülle übertragen“ (Metropolar). Dieses der Architektursprache Mies an der Rohes entlehnte Motiv wurde in den 1990er Jahren nach Bauschäden entfernt. Es befand sich einst auch an der Fassade der 2018 abgerissen Baukomplex der Fachhochschule, welche zwischen 1971 und 1977 ebenfalls nach Plänen eines Kollektivs um  Sepp Weber errichtet worden war. Der Kantinenbereich des Datenverarbeitungszentrum wurde bereits 2010 angerissen, um der Nagelkreuzkapelle Platz zu machen. 2019 erfolgte der Abriss des nicht mehr genutzten zweigeschossigen Bauteils für die Rechneranlagen.

RZ allgemein

Vom Datenverarbeitungszentrum (DVZ) zum Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum (RZ). Zwischen 1969 und 1971 entstand das DVZ am Standort der ehemaligen Garnisonkirche, welches als solches bis 2017 genutzt wurde. Im Rahmen eines Zwischennutzungsvertrags begannen Kunst- und Kreativschaffende freiwerdende Flächen seit September 2015 als Arbeits- und Kommunikationsort zu nutzen. Nach dem vollständigen Auszug des IT-Unternehmens übernahmen sie den ganzen 5-geschössigen Bau Ende 2016.  Auf über 5000 Quadratmetern entwickeln, produzieren und teilen über 250 Nutzer*innen ihre Ideen und Projekte. Neben den zu günstigen Konditionen mietbaren Einzelräumen (Ateliers, Studios, Büros, Werkstätten) gibt es Gemeinschafts-, Seminar-, Veranstaltungs- und Ausstellungsräume für verschiedene interne und externe Formate. Der gegenwärtige Vertrag endet im Jahr 2023. Danach soll der Bau zu Gunsten des Wiederaufbaus der Garnisonkirche abgerissen werden.

Rechenzentrum

Erst Datenverarbeitungszentrum (DVZ), dann Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum (RZ). Zwischen 1969 und 1971 entstand das DVZ am Standort der ehemaligen Garnisonkirche, welches als solches bis 2017 genutzt wurde. Im Rahmen eines Zwischennutzungsvertrags begannen Kunst- und Kreativschaffende freiwerdende Flächen seit September 2015 als Arbeits- und Kommunikationsort zu nutzen. Nach dem vollständigen Auszug des IT-Unternehmens übernahmen sie den ganzen fünfgeschossigen Bau Ende 2016. Auf über 5000 Quadratmetern entwickeln, produzieren und teilen über 250 Nutzer*innen ihre Ideen und Projekte. Neben den zu günstigen Konditionen mietbaren Einzelräumen (Ateliers, Studios, Büros, Werkstätten) gibt es Gemeinschafts-, Seminar-, Veranstaltungs- und Ausstellungsräume für verschiedene interne und externe Formate. Der gegenwärtige Vertrag endet im Jahr 2023. Danach soll der Bau zu Gunsten des Wiederaufbaus der Garnisonkirche abgerissen werden.

Historische Garnisonkirche

Die historische Garnisonkirche Potsdam wurde in den Jahren 1730–1735 errichtet und diente allen protestantischen Militärangehörigen der Garnisonstadt Potsdam als Gemeindekirche bis ins Jahr 1945. Im April 1945 durch den Luftkrieg schwer beschädigt, wurde die Kirche 1968 abgerissen. An ihrer Stelle wurde ein Datenverarbeitungszentrum erbaut. Ihre Zivilgemeinde nannte sich 1949 in Heilig-Kreuz-Gemeinde um und bestand bis Ende 2018 als eigenständige Gemeinde fort.

Das Wiederaufbauprojekt

Die Initiative zum Wiederaufbau ging 1984 zunächst von der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) um den rechtsgerichteten Bundeswehroffizier Max Klaar aus. Diese ließ bis 1987 das Glockenspiel der Kirche auf der Kaserne in Iserlohn schrittwiese nachbauen und schenkte es 1990 der Stadt Potsdam. Im September 2019 wurde es aufgrund rechtslastiger Inschriften nach 18 Jahren abgestellt.

Nach anfänglicher Ablehnung des Wiederbaus der Garnisonkirche griff die evangelische Kirche dieser Idee im Jahr 2000 auf, als die wichtigsten politischen Entscheidungsträger*innen das Projekt bereits unterstützen. Im Jahr 2004 erfolgte der „Ruf aus Potsdam“ zum Wiederaufbau, 2008 die Gründung der kirchlichen Stiftung Garnisonkirche Potsdam. Das Versprechen der Initiatoren, das Projekt durch Spenden zu finanzieren ging nicht auf. Die öffentliche Hand ist mit mehr als 23 Mio. € größte Geldgeberin.

Kontexte

Weder die historische Garnisonkirche noch das Wiederaufbauvorhaben stehen für sich, sondern im Kontext allgemeiner gesellschaftlicher Debatten, Entwicklungen und Konflikte. An dieser Stelle wollen wir Analysen und Positionen Raum geben, welche sich mit diesen Hintergründen befassen, ohne welche die Diskussionen um das Projekt nicht verstanden werden können.

Debatten

Seit Aufkommen der Idee zum Wiederaufbau der Kirche am westdeutschen Bundeswehrstandort Iserlohn im Jahr 1984 ist diese heftig umstritten. In Iserlohn wie auch ab 1990 in Potsdam wandten sich zunächst Kirchenkreise gegen das Vorhaben, deren Kritik sich Antimilitarist*innen und linke und liberale Kräfte mit weiteren Argumenten und Sichtweisen anschlossen. Die Kontroverse betrifft das Geschichtsverständnis, das Verhältnis zum preußischen Erbe an diesem Ort, zu Militär und Kirche, die symbolische Bedeutung von Architektur, die Idee der Versöhnung und die angemessene Form der Erinnerung und der politischen Bildungsarbeit. Auch mit Baubeginn 2017 ist dieser Meinungsstreit nicht abgeebbt. An dieser Stelle möchten wir einige uns besonders relevant erscheinende Debatten dokumentieren und weiterführen.

Das Wiederaufbauprojekt

Die Initiative zum Wiederaufbau ging 1984 zunächst von der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) um den rechtsgerichteten Bundeswehroffizier Max Klaar aus. Diese ließ bis 1987 das Glockenspiel der Kirche auf der Kaserne in Iserlohn schrittweise nachbauen und schenkte es 1990 der Stadt Potsdam. Im September 2019 wurde es aufgrund rechtslastiger Inschriften nach 28 Jahren abgestellt.

Nach anfänglicher Ablehnung des Wiederaufbaus der Garnisonkirche griff die evangelische Kirche diese Idee im Jahr 2000 auf, als die wichtigsten politischen Entscheidungsträger*innen das Projekt bereits unterstützten. Im Jahr 2004 erfolgte der „Ruf aus Potsdam“ zum Wiederaufbau, 2008 die Gründung der kirchlichen Stiftung Garnisonkirche Potsdam. Das Versprechen der Initiator*innen, das Projekt durch Spenden zu finanzieren, ging nicht auf. Die öffentliche Hand ist mit mehr als 23 Mio. € größte Geldgeberin.

1945 – 2018

Mit dem Ende der Wehrmacht 1945 wurde die Militärgemeinde der Garnisonkirche aufgelöst. Die Zivilgemeinde gab sich in Abgrenzung zu ihrer historischen Tradition 1949 den neuen Namen „Heilig-Kreuz-Gemeinde“. Die Kirchenruine wurde gesichert und zunächst in ihrem Sockel provisorisch eine Kapelle eingerichtet, doch im Sommer 1968 wurde sie gesprengt. An ihrem Standort entstand in den Jahren 1969-1971 das Datenverarbeitungszentrum nach den Plänen des Kollektivs um den Architekten Sepp Weber, welches seit 2015 als Kunst und Kreativhaus Rechenzentrum genutzt wird.  Für die Heilig-Kreuz-Gemeinde wurde als Ersatz in der Nachbarschaft mit dem Heilig-Kreuz-Haus ein modernes Gemeindezentrum geschaffen. Von hier aus erfolgte in den kommende zwei Jahrzehnteen eine intensive und oft auch regimekritische Friedensarbeit. Zum 1.Januar 2019 verlor die Heilig-Kreuz-Gemeinde Potsdam ihre Eigenständigkeit und wurde mit der Evangelische Erlöserkirchengemeinde Potsdam fusioniert.

1919 – 1945

Nach Ende des 1. Weltkrieges und der Ausrufung der Republik am 9. November 1918 entsteht am 6. Februar 1919 mit der Eröffnung der Nationalversammlung die Weimarer Republik. Am 24. November 1919 fand hierzu die Gegenveranstaltung in der Garnisonkirche statt. Der Hauptredner war Erich Ludendorff, der damals die Führungsfigur der Rechtsextremisten war, der gegenüber dem „Geist von Weimar“ den „Geist von Potsdam“ beschwor. In der Weimarer Republik entwickelte sich die Garnisonkirche zu einer Wallfahrtsstätte rechtsextremer Organisationen, die hier zahllose Veranstaltungen abhielten. Nach der Machtübernahme der NSDAP und der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 findet zur Eröffnung des neuen Reichstags am  21. März 1993 in der Garnisonkirche der Tag von Potsdam statt. Mit diesem suchte sich das nationalsozialistische Regime unter Zustimmung von Reichspräsident Paul von Hindenburg, des Militärs, der Kirche und des Adels in die Tradition der preußisch-deutschen Geschichte vor 1918 zu stellen. Während des NS-Regimes dient die Garnisonkirche als „erste Soldatenkirche der Wehrmacht“ der nationalsozialistischen  Militärseelsorge. Das Glockenspiel nutzt der Reichsrundfunk als Pausenmelodie. Beim alliierten Luftangriff in der Nacht des 14. April 1945 wird die Garnisonkirche wie Teile der Innenstadt weitegehend zerstört.

1871 – 1918

1871 wurde in Folge des Sieg Preußens im Deutsch-Französischen Krieg das Deutsche Kaiserreich als neue Großmacht in Europa gegründet. Potsdam wurde Ort der „Heeresleitung“. In der Garnisonkirche erhielten die Trophäen des Krieges von 1870/71 Einzug. 1884/85 erwarb Deutschland mehrere Kolonien. Mit Amtsantritt Kaiser Wilhelm II. 1888 wurden das deutsche Expansionsstreben und die Aufrüstung forciert, zwischen 1894 und 1918 führte das Deutsche Kaiserreich mehrere Kolonialkriege, während derer es auch zu dem Völkermord an den Hetero und Nama kam.  Im August 1914 unterzeichnete Kaiser Wilhelm II. in Potsdam die Kriegserklärung gegen die Entente-Mächte.  Zum Kriegsende beendet die Novemberrevolution 1918 die Monarchie.

1730 – 1870

Der preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. ließ die protestantische Hof- und Garnisonkirche Potsdam in den Jahren 1730–1735 nach Plänen des Architekten Philipp Gerlach erbauen.  Dieser Bau löste die erst ein Jahrzehnt zuvor fertiggestellte Vorgängerkirche in Fachwerkbauweise ab. Die Kirche hatte eine Sonderstellung inne, da sie dem direkten König von Preußen unterstand. Sie stand für den Schulterschluss von Kirche, Staat und Militär. Nach der Fertigstellung der Kirche zogen die evangelische Militärgemeinde, hauptsächlich Angehörige des Leibregiments der Langen Kerle, und die deutsch-reformierte Zivilgemeinde ein. Friedrich Wilhelm I. ließ den Bau noch im Jahr der Fertigstellung mit dem Einbau einer Gruft mit Kanzel ergänzen, in welcher er nach seinem Tod 1740  beigesetzt wurde. 1786 wurde hier auch sein Sohn und Nachfolger Friedrich II. gegen seinen eigenen Willen bestattet. Unter König Friedrich Wilhelm III. begann man ab 1807 damit, in der Garnisonkirche Ehrentafeln für gefallene Soldaten und vergangene Kriege einzuweihen. Ab 1816 wurden in der Kirche erbeutete Kriegstrophäen ausgestellt.

Historische Garnisonkirche

Die historische Garnisonkirche Potsdam wurde in den Jahren 1730–1735 errichtet und diente allen protestantischen Militärangehörigen der Garnisonstadt Potsdam als Gemeindekirche bis ins Jahr 1945. Im April 1945 durch den Luftkrieg schwer beschädigt, wurde die Kirche 1968 abgerissen. An ihrer Stelle wurde ein Datenverarbeitungszentrum erbaut. Ihre Zivilgemeinde nannte sich 1949 in Heilig-Kreuz-Gemeinde um und bestand bis Ende 2018 als eigenständige Gemeinde fort.

Lernort Garnisonkirche

Die Garnisonkirche Potsdam, 1730–1735 erbaut, 1945 schwer beschädigt und 1968 abgerissen, war für über 200 Jahre ein wichtiger Symbolbau und soll nun – in Teilen oder in Gänze – wieder errichtet werden. In der ambivalenten Geschichte Preußens repräsentiert sie dessen problematische Seite: Sie steht nicht für Aufklärung, Emanzipation und Liberalität, sondern für Dynastie und Gehorsam, sie steht nicht für Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung, sondern für Expansionsstreben und Machtanspruch, sie steht nicht für Bildung und Wissenschaft, sondern für Militär und Staatskirche, sie steht nicht für den demokratischen Freistaat Preußen der Weimarer Republik, sondern für die antidemokratischen Kräfte des Deutschen Reichs.

Der 2017 begonnene Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam soll nicht zuletzt dazu dienen, hier einen Lernort deutscher Geschichte zu schaffen. Doch bislang wurde dieses Versprechen nicht eingelöst, im Gegenteil: Die Befürworter*innen und die Trägerin des Vorhaben zeichnen bis heute ein geschöntes und teils verfälschtes Bild von der Geschichte des Ortes. Dem will diese Seite entgegentreten und über die Historie des Ortes aufklären.  Mehr lesen

Der Feldaltar gehört ins Museum, nicht in den Garnisonkirchenturm!

Potsdam, den 26. März 2024 Der im Jahr 1800 hergestellte hölzerne Altartischdiente der Garnisonkirche lange Zeit als Hauptaltar und wurde bei besonderen Anlässen auch im Freien als Feldaltar genutzt.  An dem Altartisch wurden zahllose Soldaten für ihr Kriegshandwerk gesegnet, mit dem sie kurze Zeit später auch schwerste Kriegsverbrechen an Zivilbevölkerungen begingen und Völkermorde verübten. Beim

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Schwarzbuch Garnisonkirche Potsdam

Das Schwarzbuch Garnisonkirche Potsdam dokumentiert, für welchen Glauben die historische Garnisonkirche stand. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Nationalsozialismus predigten Pfarrer der Garnisonkirche einen Nationalprotestantismus, der den Krieg, das Abendland und Deutschland verherrlichte, unbedingten Gehorsam und Opfergeist einforderte und Kaiser und Führer göttlich legitimierte. An dem mobilen Feldaltar der Garnisonkirche, der im

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Gegenreden zur Eröffnung der Kapelle im wiederaufgebauten Turm

Der rechtsradikale Bundeswehroffizier a.D. Max Klaar unterbreitete bei einem Treffen im Juli 2020 dem damaligen Bischof von Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Wolfgang Huber folgenden Vorschlag: Der Turm der Garnisonkirche solle von außen originalgetreu nachgebaut werden. Darin solle eine Kapelle als Ort der Verkündung in Verantwortung der evangelischen Kirche entstehen, die oberen Etagen sollten dagegen eine Dauerausstellung über

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Architektonische Rekonstruktionen: Videodokumentation der Veranstaltung

Akademie der Künste Berlin, 26. Februar 2024

Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik ist der Titel des jüngsten Buches von Architekt und Architekturtheoretiker Philipp Oswalt. Die Sektion Baukunst der Akademie der Künste nahm diese Neuerscheinung zum Anlass für eine Veranstaltung zur Rolle architektonischer Rekonstruktionen als Instrument von Identitätspolitik, von der hier die Videoaufzeichnung einsehbar ist.Im Sinne ihres Beratungsauftrags schloß die Akademie

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Die Garnisonkirche Potsdam in den Kolonialkriegen

Der deutsche Nationalprotestantismus propagierte im Kaiserreich ein völkisches Denken, womit Kriegsverbrechen und Völkermord in den Kolonialkriegen nicht nur legitimiert, sondern auch aktiv unterstützt wurden. Bis heute hat sich die evangelische Kirche diesem nahezu vergessenen Erbe nicht wirklich gestellt, sondern beschönigt und kaschiert ihre Geschichte. Am 7./.8. Dezember 2023 fand im Einsteinforum Potsdam die von Franziska

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Der Handschlag. Pathosformel der Machtübertragung

Gerhard Paul

Potsdam 21. März 1933, Handschlag zwischen Reichskanzler Hitler und Reichspräsident von Hindenburg, aus: Berliner Illustrierte Zeitung (undatiertes Sonderheft, 21.3.1933). Die Bildunterschrift lautet: „Nach dem Festakt in der Garnisonkirche: Der Reichspräsident verabschiedet sich vom Reichskanzler. Fot. N.Y.T.“ Das Foto vom Handschlag zwischen dem neu ernannten Reichskanzler Adolf Hitler in dunklem Frack und dem hochdekorierten Reichspräsidenten Paul

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Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik

Buchveröffentlichung von Philipp Oswalt mit einem Vorwort von Max Czollek Der Wiederaufbau historischer Symbolbauten gilt als Engagement für historisches Bewusstsein, architektonische Schönheit und Reparatur von Stadtraum. Doch die vermeintlich unpolitischen Fassaden zielen auf eine Änderung unseres Geschichts- und Gesellschaftsverständnisses: Populistisch werden Zeiten vor 1918 idealisiert, Brüche negiert, gewachsene Identitäten überschrieben. Das einführende Kapitel ordnet die

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Videodokumentation des Kurzfestival Gegensignal

Plantage und RZ Postdam, 16./17. September 2023

Vier Jahre nach seiner Stilllegung stand das stets umstrittene nachgebaute Glockenspiel der Garnisonkirche Potsdam im September 2023 im Zentrum eines Kurzfestivals, veranstaltet vom Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in der Stadt Potsdam e.V. und dem Lernort Garnisonkirche. Das Glockenspiel wurde in einer öffentlichen Aufführung am Samstagabend, 16.9., gegen den Strich gespielt. Auf der Potsdamer Plantage,

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Spaziergang zur Märzrevolution 1848 in Potsdam

Am Sonntag, 30. Juli um 15:00 Uhr findet erstmalig die Führung „Potsdam zwischen Revolution und Reaktion“ statt. Bei diesem Rundgang erkunden wir das Spannungsverhältnis von Macht und Protest sowie von Militär und Zivilgesellschaft während und nach der Revolution 1848/49 und begeben uns auf die Suche nach den zahlreichen Spuren der Ereignisse vor 175 Jahren in der

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C/O RZ: Coming out of RZ

Nicht für jede/n ist beim Vorbeigehen oder Vorbeifahren am Rechenzentrum mit seinen 300 NutzerInnen sofort ersichtlich, was hier alles an munterem Treiben passiert.Das soll sich nun ändern. Ein ehemaliger Kassenkiosk eines Sportstadions in Niedersachsen von Ende der 1970er Jahre gestaltete der Berliner Rotationsrecycling-Künstler Fred Rubin, in Potsdam bekannt durch seine Lichtinstallation für das Foyer des

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F – As – C – Es: Wenn’s vom Turm Faschismus läutet

Uwe-Karsten Plisch

Ein unbeachtetes Detail in der Geschichte der Potsdamer Garnisonkirche Kürzlich bekam ich das Buch von Werner Schwipps, Die Garnisonkirchen von Berlin und Potsdam (Berlinische Reminiszenzen VI), von 1964 geschenkt und bin darin über ein interessantes Detail gestolpert, das ich bisher nicht kannte. Das Buch ist sehr detailverliebt, vor allem aber war der Autor mit der

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Dietrich Bonhoeffers Kriegsideologie vor 1933

Detlef Bald

In seinem Buch über Dietrich Bonhoffers „Weg in den Widerstand“ schildert Detlef Bald, welche bellizistische Theologie dieser während der Weimer Republik vertrat, bevor er sich ab 1930 gegen die nationalsozialistische Judenverfolgung und die erstarkenden Deutschen Christen positionierte. In der Weimarer Zeit hatte die Mehrheit des Bürgertums keine Zweifel an dem Selbstverständnis, Krieg sei „ein Glied

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Potsdamer Appell für Koexistenz von Garnisonkirchturm und Rechenzentrum

Vor fast 20 Jahren wurde der „Ruf aus Potsdam“ veröffentlicht, um für den Wiederaufbau der Garnisonkirche zu werben. Heute treten 100 namhafte Personen aus Kultur, Wissenschaft und Zivilgesellschaft mit dem „Potsdamer Appell“ an die Öffentlichkeit, um für die für die Koexistenz von Garnisonkirchturm und Rechenzentrum Potsdam zu plädieren. Das direkte Nebeneinander dieser beiden entgegensetzen Bauten

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Ein Blick von Dekoloniale Berlin auf die Garnisonkirche

Das Projekt „Dekoloniale Berlin“ hat auf www.dekoloniale.de einen in neun Kapitel aufgteilten multimedialen Kurzbericht mit Text, Bild und Audio zum kolonialen Erbe der Garnisonkirche veröffentlicht. Im Zentrum steht das Wirken zweier Pfarrer der Garnisonkirche im Zusammenhang mit der Niederschlagung des Yìhétuán Yùndòng – der „Bewegung der Verbände für Gerechtigkeit und Harmonie“ – im sogenannten Boxerkrieg

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Editorial Themenschwerpunkt : 90. Jahrestag des „Tag von Potsdam“

Anlässlich des 90. Jahrestags des „Tag von Potsdam“ hat der Lernort Garnisonkirche neue Recherchen und Forschungen erstellt, nicht zuletzt, um den Entlastungmythen, die im Zusammenhang mit dem Wiederaufbauprojekt Garnisonkirche Potsdam entwickelt und verbreitet worden sind, entgegenzutreten. Der Tag von Potsdam war nicht lediglich eine dreiviertel Stunde Missbrauch der Kirche, der aus Sicht der Nationalsozialisten zudem

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Eine Stunde Missbrauch?

Philipp Oswalt

Widerrede gegen Mythen zum Tag von Potsdam. Der „Tag von Potsdam“ liegt als schwere Erblast über dem Projekt des Wiederaufbaus der Garnisonkirche. Kaum ein Medienbericht verzichtet auf einen Hinweis hierzu. Und so war es für die Wiederaufbaubefürworter naheliegend, nach Wegen zu suchen, diesen Sachverhalt zu relativieren. Der „Ruf aus Potsdam“ von 2004 war in der

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Der „Tag von Potsdam“ und die Medien

Ralf Forster

Am 21. März 1933 fand von etwa 10:30 bis 13 Uhr in Potsdam der feierliche Staatsakt zur Eröffnung des neugewählten Reichstages unter großem Interesse der Bevölkerung statt. Er wurde durch sämtliche Medien – Presse, Rundfunk und insbesondere den Film – intensiv begleitet.[1] Die Kirchen, ihre Gebäude und die Gottesdienste selbst, blieben in der Berichterstattung bemerkenswert unterbelichtet,

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Nationale Mythen und kirchliches Heil: Der „Tag von Potsdam“

Werner Freitag

In der der Potsdamer Garnisonkirche begegneten sich am Tag von Potsdam, dem 21. März 1933, Adolf Hitler, der neue Reichskanzler, und Reichspräsident von Hindenburg anläßlich der Eröffnung des Reichstages.[1] Die Machtergreifung der Nationalsozialisten habe durch diese Feier ihren symbolischen Abschluß erfahren, Preußentum und Nationalsozialismus seien im Rahmen eines schäbigen „Schmierenstücks“ eine unheilvolle Verbindung eingegangen. Das

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Veranstaltung: Eine Stunde Missbrauch?

Widerreden gegen Mythen zum Tag von Potsdam

Vorträge und Diskussionen Freitag, den 24. März 2023, 18.00 – 20.00In der Stadt- und Landesbibliothek/ Veranstaltungssaal EG, Am Kanal 47, 14467 Potsdam mit:Dr. Matthias Grünzig: Die Garnisonkirche als Ort von Deutschnationalen und Rechtsradikalen 1919-1933Prof. Dr. Manfred Gailus: Die Kirche als Ermöglicher: Otto DibeliusDr. Annette Leo: Nicht nur Potsdam: Reichsweite FeiernProf. Dr. Philipp Oswalt: Zwölf Jahre

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Epd-Dokumentation über die Tagung „Das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus“

Im Oktober 2021 fand im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Berlin-Mitte das von der Bundeszentrale für poltische Bildung geförderte Symposion „»Gott mit uns!« – Das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus“ statt. Nun sind alle damaligen Vorträge in einer Tagesdokumentaton erschienen. Die 17 Essays, u.a. von Tillmann Bendikowsk, Micha Brumlik, Eckart Conze, Wolfgang Huber, Dagmar Pöpping, Agnieszka Pufelska, befassen sich

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Im Bann des Deutschnationalen

Johannes Weissinger

Die Predigt von Otto Dibelius am Tag von Potsdam In dieser Fallstudie will ich darstellen, wie der Prediger Otto Dibelius meines Erachtens zum willigen theologischen Helfer[1] Adolf Hitlers in der Frühphase von dessen Machtergreifung[2] wurde. Diese These möchte ich in fünf Schritten erläutern, die sich wie fünf Akte eines Theaterstücks ausnehmen. (1) Der äußere Rahmen

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Videodokumentation des Symposion: Geist von Potsdam

Potsdam-Museum, 13./14. Januar 2023

Preußisches Militär als Tradition und Erbe Die aktuellen Verbrechen der russischen Armee in der Ukraine zeigen mit aller Deutlichkeit, wie die historisch gewachsenen, latenten und manifesten Potenziale eines hegemonialen Überlegenheitsanspruchs zur Entgrenzung von Gewalt und zum Krieg führen können. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, nach politisch-ideologischen Prägungen des Militärs zu fragen. Inwiefern stellt die

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Gedenkmünzen und Medaillen zum „Tag von Potsdam“

Helmut Caspar

In der nationalsozialistischen Propaganda spielte der „Tag von Potsdam“ eine große Rolle. Am 21. März 1933 übergab Reichspräsident Paul von Hindenburg anlässlich der Eröffnung des am 5. März 1933 gewählten Reichstags symbolisch die Macht an Hitler, den am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannten Führer der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (NSDAP). Zu dem Staatsakt unter der

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Björn Höcke, Preußen und die Turmkopie

Wolfram Adolphi

In seiner programmatischen Rede in Dresden am 17. Januar 2017 sprach der AfD-Politiker Björn Höcke auch von Preußen. Und brauchte, um verstanden zu werden, nicht viele Worte. Es ging ihm nicht um einen genaueren Blick in die Geschichte oder die Geographie, schon gar nicht um Ausbeutung, Unterdrückung, Militarismus, gewaltsame Soldatenaushebung und Annexionskriege, und es ging

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Alles glüht und blüht

Künstlerkollektiv Situation Room

Als Beitrag zum Kustfestival Transfomale 2020 brachte das Künstlerkollektiv Situation Room (Sven Bergelt und Kai-Hendrik Windeler) das Zitat »Alles glüht und blüht« von Heinrich Heine über die Kulissenhaftigkeit von Potsdam in einen Dialog mit der gegenwärtigen urbanen Situation, die von einer seit Jahrzehnten geführten kontroversen Debatte über den Wiederaufbau der Garnisonkirche und der Gestaltung des

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Why the Time Is Ripe for a Reassessment of the Ecclesiastical Figure of the Century, Otto Dibelius

Manfred Gailus

He was long regarded as the outstanding personality in the twentieth-century Protestant Church: Otto Dibelius (1880 – 1967). But what is missing is an overall picture of the leading theologian and “virtuoso power politician” and his work, especially during the National Socialist era, complains the Berlin history professor Manfred Gailus. An international Dibelius conference from

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Vergeben, Vergessen, Versöhnen

Katharina von Kellenbach

Impulse zum Umgang mit den NS-Tätern Christliche Theologie heute geschieht in kritischer Auseinandersetzung mit dem Erbe der Schoa und denjenigen, die den Massenmord an den europäischen Juden planten, verwalteten und durchführten. Sie, die Mörder, kamen aus unterschiedlichen Milieus, aber sie hatten eines gemeinsam: Sie waren allesamt getaufte Christen. Seit den Nürnberger Gesetzen war jeder und

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Auch ein Symbolort für Rechtsextreme

Philipp Oswalt

Neue Recherchen zur Wiederaufbau Garnisonkirche Potsdam: Mitgestaltet von Rechtsextremen, wird der Bau inzwischen auch von einzelnen Rechtsradikalen als symbolischer Ort genutzt. Das Projekt des Wiederaufbau Garnisonkirche wurde nicht nur von dem rechtsradikalen ehemaligen Bundeswehroffizier Max Klaar und seiner Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel initiiert, sondern das Projekt ist trotz einiger Modifikationen und Weiterentwicklungen von ihnen nachhaltig mitgestaltet.

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Eine Distanzierung vom „Ruf aus Potsdam“ tut not

Wissenschaftlicher Beirat Lernort Garnisonkirche

Appell des Lernorts Garnisonkirche vom 21. Juli 2022 Der „Ruf aus Potsdam“ von Januar 2004, der bis heute dem Wiederaufbauprojekt der Garnisonkirche Potsdam zu Grunde liegt, ist geprägt von Argumenten der „Neuen Rechten“ und dem damaligen Bemühen, die von dem rechtsradikalen ehemaligen Bundeswehroffizier Max Klaar geleitete Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel in das Projekt einzubeziehen. Klaar hatte

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Deutschnationale Gewalttheologie am Beispiel des Garnisonskirchenpfarrers Johannes Kessler

Thomas Posern

Eine mehrheitlich deutschnational geprägte evangelische Kirche trug erheblich zu Kriegsbegeisterung und Durchhaltewillen von Soldaten und Bevölkerung im Ersten Weltkrieg bei. Kriegspredigten dienten der Formatierung der öffentlichen Meinung. Der ehemalige Hofprediger und Potsdamer Garnisonspfarrer Johannes Kessler war von 1908-33 Gemeindepfarrer in Dresden und vermutlich seit 1915 als Militärpfarrer im frontnahen Einsatz[1]. Am Beispiel einiger seiner Kriegspredigten

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Der Ruf aus Potsdam von 2004 – ein geschichtsrevisonistisches Statement

Günter Morsch

Der „Ruf aus Potsdam“ vom 15. Januar 2004 ist grundlegend für das heutige Wiederaufbauprojekt. Der mit Rücksichtsnahme auf die rechtsgerichtete Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel verfasste Texte bildet laut Satzung der Stiftung Garnisonkriche bis heute die programmatische Leitlinie für das Projekt. An seiner Formulierung war Alexander Gauland als damaliger Herausgeber der Märkischen Allgemeinen Zeitung beteiligt. Um Unterstützung

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Unrechtmäßige Stiftungskonstruktion, strukturelles Defizit und Spendenbetrug

Philipp Oswalt, Sara Krieg, Carsten Linke

Nach dem vor kurzem veröffentlichten Prüfbericht des Bundesrechnungshofes bzgl. der öffentlichen Förderung der Stiftung Garnisonkirche liegt die öffentliche Aufmerksamkeit auf der rechtswidrigen Investitionsförderung und dem steten Mangel an Spendeneinnahmen. Die akute Finanzierungslücke beim Turmbau ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Ein zentrales Kernproblem des Projekts ist der dauerhaft defizitäre Betrieb. Beide Probleme stehen im

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Der „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933

Matthias Grünzig

Der Tag von Potsdam war ein komplexes Geschehen mit vielen Facetten. Ich will in meinem Vortrag einige Aspekte beleuchten. Zunächst will ich etwas zur Ausgangslage sagen. Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Gleich nach dem 30. Januar und verstärkt nach dem Reichstagsbrand am 27.Februar 1933 setzte ein Terror gegen Sozialdemokraten, Gewerkschaftler,

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Bundesrechnungshofbericht zur Garnisonkirche Potsdam

Philipp Oswalt

Eine wirtschaftliche wie moralische Bankrotterklärung Der am 3. Februar 2022 veröffentlichte Prüfbericht des Bundesrechnungshof[1] zu der Bundesförderung für den Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam bestätigt amtlich, was Kritiker schon seit Jahren bemängeln: Weder ist eine Gesamtfinanzierung des Bauvorhabens gegeben noch eine Finanzierung des bald anstehenden Betriebs. Die öffentliche Förderung war nur möglich, weil die Stiftung

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Statt Wiederaufbau Kirchenschiff ein Haus der Demokratie und Erhalt des Rechenzentrums

Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam hat in ihrer Sitzung am  26. Januar 2022 eine Änderung der bisherigen Planung für den Bereich der Plantage/ ehemalige Garnisonkirche beschlossen. Während der Nachbau des Kirchturms der ehemaligen Garnisonkirche bis nächstes Jahr fertiggestellt werden soll, verzichtet man auf einen Wiederaufbau des Kirchenschiffs. Das Grundstück hierfür soll wieder in städtische Verantwortung

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Martin Luther – schwarzrotgold? Die Humboldts – schwarzweiß(rot)?

Richard Faber

I. Vor allem im Jahre 2017 kannte fast jeder das hier abgebildete Logo der sogenannten „Lutherdekade“. Ich betone „Dekade“ und erinnere daran, dass sie zehn Jahre lang aufgrund eines einstimmigen Bundestagsbeschlusses mit nationalen Steuergeldern tüchtig alimentiert worden ist, also auch mit Steuergeldern islamischer, jüdischer, katholischer und religiös nicht gebundener Steuerzahler. Darauf komme ich später zurück;

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Der „Soldatenkönig“ im Widerstreit der Meinungen

Frank Göse

Die Sicht auf den Bauherren der Garnisonkirche Potsdam, Friedrich Wilhelms I, ist ebenso wie die Debatte um die Kirche nicht selten von einer recht selektiven Sichtweise geprägt. Der Text skizziert die Persönlichkeit des preußischen Königs in ihren verschiedenen Facetten und Widersprüchlichkeiten.

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Otto Dibelius im Jahr 1933

Manfred Gailus

Am „Tag von Potsdam“ spielte Otto Dibelius als preußischer Generalsuperintendent eine herausragende Rolle. Als Organisator und als Prediger in der Nikolaikirche. In der Garnisonkirche saß er vor Hindenburg und Hitler in der ersten Reihe und schwärmte kurz darauf von diesem fatalen politischen Staatsakt. Während die völkischen Deutschen Christen die preußische Kirche eroberten, nahm Dibelius eine Auszeit als Kurprediger in San Remo. Als er im Juni 1934 zurückkehrte, waren die Würfel gefallen. Während der entscheidenden Monate, als die Republik und das Haus der Kirche lichterloh brannten, weilte er in Italien.

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Videodokukmentaion der Tagung „Gott mit uns!“

Das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus, Berlin Oktober 2021

Die Potsdamer Garnisonkirche, deren Kirchturm gegenwärtig wieder aufgebaut wird, steht nach Ansicht der Bauherr*innen für „christlich verantwortetes Handeln für die Gemeinschaft, für die Verbindung von christlichem Glauben und ‚preußischen Tugenden.‘“ Was ist damit gemeint? Und ist die Begründung für die Wiedererrichtung der Garnisonkirche als nationaler Erinnerungsort der Bundesrepublik Deutschland überzeugend? Das Symposium erörtere die Frage

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Das Glockenspiel auf der Plantage – ein Symbol der Neuen Rechten

Die Petition „Wiederaufbau Garnisonkirche Potsdam: Bruch statt Kontinuität“ forderte u.a. den Abriss des Glockenspiels auf der Potsdamer Plantage wegen dessen „revisionistischer, rechtsradikaler und militaristischer Widmungen.“ Worauf beruht diese kritische Bewertung des Glockenspiels?

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Editorial Themenschwerpunkt Nationalprotestantismus

Die neuen, im Juni 2021 veröffentlichten Texte auf dieser Plattform führen den Themenschwerpunkt Nationalprotestantismus des Lernorts Garnisonkirche ein, dem dann auch eine Reihe von Veranstaltungen und Aktivitäten im zweiten Halbjahr 2021 gewidmet sind. Bislang hat in der Wiederaufbaudiskussion die kirchliche Tradition des Ortes kaum eine Rolle gespielt, die aber für diesen Ort deutscher Geschichte wesentlich war.

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Shattering the continuum of history: mastering which past?

Geoff Eley

Coming to terms with the past will always be a work in progress. As an active resource of images and assumptions, history will always be debated and fought over, even while fashioned into provisionally persuasive or authoritative versions. This has been classically true for the Germanies of the years since the 1960s. Where are those grounds of disputation now?

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Predigerworte für Deutsche Gotteskrieger

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Nationalsozialismus predigten Pfarrer der Garnisonkirche einen Nationalprotestantismus, der den Krieg, das Abendland und Deutschland verherrlichte, unbedingten Gehorsam und Opfergeist einforderte und Kaiser und Führer göttlich legitimierte. Ausgewählte Zitate aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dokumentieren exemplarisch diese Ideologie.

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Lasst uns in Frieden, wir reden doch vom Frieden!

Ein Kommentar von Philipp Oswalt

Heute wird am Ort der Garnisonkirche für Frieden gebetet. Und am Sockel des wiederaufgebauten Kirchturm findet sich der in Stein gemeißelte Spruch: „Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“. Das ist doch gut, da ist keine Rede mehr vom Militarismus, von Waffengang und Obrigkeitstreue. Ein neuer Geist weht hier. So reagieren viele, wenn man

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Leere Kirche – volle Kassen

Carsten Frerk

Der deutsche Staat und christlichen Kirchen sind bis heute finanziell und institutionell verflochten, nicht zuletzt dank gesetzlicher Regelungen, die im NS-Regime eingeführt und später von der BRD übernommen wurden.

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Zwei Rezensionen zu „Deutsche Krieger“

Guido Sprügel und Wolfram Wette

Zwei Rezensionen zu dem Buch über 150 Jahre deutsche Militärgeschichte von der Gründung des Kaiserreichs bis heute

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Der Kapp-Putsch und Potsdam

Matthias Grünzig

Der Kapp-Putsch vom März 1920 war der erste große Angriff rechtsradikaler Kräfte gegen die demokratische Weimarer Republik. Gleichzeitig hatte er ein breites Engagement für die Demokratie zur Folge. Die Putschisten waren binnen Tagen zur Aufgabe gezwungen. Potsdam und seine Garnison spielten eine wichtige Rolle, aber ebenso gab es hier eine demokratische Gegenwehr.

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Überfall auf Polen 1939: Erfahrung und Erinnerung

Jochen Böhler

Der deutsche Vernichtungskrieg nahm in Polen 1939 seinen Anfang, als in den ersten Wochen des Überfalls auch das Infanterieregiment 9 in Polen einmarschierte. In seinem Operationsgebiet kam es – wie überall in Polen – zu Massenerschießungen von Zivilisten durch die Wehrmacht, denen bis Monatsende über 10.000 Menschen zum Opfer fielen.

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Book Review: Matthias Grünzig, Für Deutschtum und Vaterland.

Doris L. Bergen

Für Deutschtum und Vaterland is an unusual and unusually important book. Its author, Matthias Grünzig, is a journalist, but the meticulous and resourceful research makes the book a significant contribution to historical scholarship. Its topic is the past—specifically the history of the Garrison Church in Potsdam from the end of World War I to its

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Eine polnische Betrachtung

Agnieszka Pufelska

Während in Polen der preußische Staat als einer der wichtigsten Referenzpunkte deutsch-polnischer Geschichte gilt, findet die deutsche Preußen-Wahrnehmung meist ohne Erwähnung Polens statt. Das beste Beispiel für diese ausgrenzende Vereinnahmung der Erinnerung an Preußen liefert das Projekt der Potsdamer Garnisonkirche.

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Garnisonpfarrer Kessler erinnert sich an den Tag von Potsdam

Johannes Kessler

Die Mitwirkung des Superintendenten Otto Dibelius an der Konzeption und Durchführung des Tags von Potsdam stand nicht isoliert. Auch andere wichtige Kirchenvertreter begrüßten die nationalsozialistische Machtergreifung und deren Bezugnahme auf die Tradition der Garnisonkirche Potsdam. Der von 1893 bis 1908 an der Garnisonkirche Potsdam tätige Hofprediger und Garnisonpfarrer Johannes Keßler denkt in seinen Lebenserinnerungen begeistert an den Tag von Potsdam zurück.

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Restauration oder Neuanfang?

Andreas Pangritz

Position und Verhalten der Bekennenden Kirche im Nationalsozialismus waren ausgesprochen ambivalent. Sie war keineswegs ein Ort der Widerstands. Nicht zuletzt gab es hier bei vielen – wie etwa Otto Dibelius – einen expliziten Antisemitismus.

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Predigt zur Niederschlagung des Boxeraufstands

Johannes Kessler

Ende Juni 1900 wurde das Ostasiatische Reiter-Regiment in Potsdam als Teil des 17.000 Mann umfassenden Ostasiatischen Expeditionskorps zur Niederschlagung des Boxeraufstands aufgestellt. Der Garnisonpfarrer und Hofprediger der Garnisonkirche Potsdam Johannes Keßler hielt zum Abschied eine martialische Predigt, in der er für den „tausendjährige Kampf zwischen Morgen- und Abendland“ forderte, dass es keinen Friede geben dürfe, „bis das heilige Evangelium der Glaube aller Völker ist.“ Einen Tag später hielt Kaiser Wilhelm II. bei der Einschiffung der Truppen nach China seine berüchtigte Hunnenrede.

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Die Nacht von Potsdam

Philipp Oswalt

Oft heißt es anklagend, die Bombardierung Potsdams am 14. April 1945 sei erfolgt, obwohl der Krieg längst entschieden gewesen sei. Doch historische Quellen belegen, dass es ein rein militärischer Angriff gegen ein militärisches Ziel war.

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Viertel nach Vor

Daniel Poller

Künstlerischen Arbeit von Daniel Poller für die online-Biennale „The things I tell you will not be wrong” 2020

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Ein großes, freudiges „Ja“ und ein kleines, leicht überhörbares „Nein“.

Manfred Gailus

Am „Tag von Potsdam“ feierte und bejubelte eine Hälfte der Gesellschaft ihren „nationalen Aufbruch“, während die andere Hälfte der Gesellschaft im Begriff stand, ausgeschlossen, gefesselt, mundtot gemacht und vertrieben zu werden. Und die Kirchen spielten dieses böse Spiel der Exklusion mit, erfüllt von ebenso egoistischen wie trügerischen Hoffnungen.

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Chronologie des Wiederaufbaus

Die Chronologie zeigt die Genese des Wiederuafbauprojektes und die Kontroversen und Debatten hierzu von dem Beginn in Iserlohn bis heute auf.

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Dibelius‘ Rückblick auf den Tag von Potsdam

Dr. O. Dibelius

Otto Dibelius‘ eigener Rückblick auf den Tag von Potsdam belegt zweifelsfrei: Er hat als leitender Kirchenvertreter an diesem Tag keine kritische, gar widerständige Position eingenommen – im Gegenteil.

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Pfarrer Johannes Kessler (1893-1907)

Thomas Posern

„Diese Männergemeinde hat mich immer wieder verpflichtet, ein freudiges, männliches, heldisches Christentum zu predigen,“ schreibt Johannes Keßler zu seiner Zeit als Pfarrer und Hofprediger an der Garnisonkirche Potsdam. Er vertrat eine deutschnationale, monarchistische und antijudaistische Theologie und wirkte als Wegbereiter des Nationalsozialismus.

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Transformale – Ausstellung von Kunst im öffentlichen Raum

Das Gelände um das Rechenzentrum ist ein innerstädtisches Areal hoher historischer Komplexität, um das in den letzten Jahren intensiv gerungen wurde und welches einen hohen Transformationsgrad aufweist. Allerdings erfolgt dieser Stadtumbau in der Mitte Potsdams mit einer Dynamik, die Gefahr läuft – ohne Momente des Innehaltens bzw. der Reflexion – Ergebnisse ohne den notwendigen Diskurs

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Buchtipp zum Mosaik: ÜBER-ECK

ÜBER-ECK: BAUERBE DDR. Zum Umgang mit dem Mosaik am Potsdamer Rechenzentrum   Im Zentrum des Symposiums ÜBER-ECK im Februar 2020 stand das Potsdamer Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ am ehemaligen Datenverarbeitungszentrum des Bezirks als exponiertes Beispiel architekturgebundener Kunst in der DDR. Ausgangspunkt der zweitägigen Veranstaltung war es, Mosaik und Gebäude in Beziehung zu setzen – in kunst- und zeitgeschichtlicher, stadtpolitischer und sozialer Hinsicht. Diese

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Alles ist anders, aber bloß nichts ändern

Mit dem im März 2021 vorgestellten Konzept der Dauerausstellung vollzieht die Stiftung Garnisonkirche eine grundlegende Änderung ihres Geschichtsbildes. Das jahrzehntelang vermittelte Geschichtsbild erweist sich mit den Darlegungen des neuen Ausstellungskonzeptes als grobe Verfälschung der Geschichte.

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Keine Kirchturmhaube – Priorität für einen Lernort!

In einem offenen Brief sprechen sich knapp hundert internationale Wissenschaftler, Architekten, Künstler, Kirchenvertreter, Kulturschaffende und zivilgesellschaftlich Engagierte dafür aus, bei dem Wiederaufbau des Kirchturms der Garnisonkirche Potsdam auf den Nachbau der umstrittenen Turmhaube zu verzichten, da diese für einen problematischen Nationalprotestantismus steht.

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Rechtmäßigkeit der öffentlichen Förderung fraglich

Rechercheteam Lernort Garnisonkirche

Die Fragen der Finanzierung werden ebenso stark diskutiert wie die inhaltlichen Fragen des Wiederaufbauprojektes. Ein Rechercheteam hat die Unklarheiten der Finanzierung und Förderung zusammengetragen und im Ergebnis Forderungen an die Verantwortlichen abgeleitet.

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Kontroverse über neuen Lernort Garnisonkirche

Der Historiker Paul Nolte wirft den Initiatoren des Lernorts Wirklichkeitsverlust und Verschwörungstheorien vor. Die Kritiker des Wiederaufbaus kontern mit einem Aufruf zu sachlichen Argumenten und zum Dialog.

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Feedback zur Ausstellung im Rechenzentrum

Hier können Besucher des analogen Lernorts im Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum Kommentare und Feedback hinterlassen.

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Lernort im Rechenzentrum

Herzlich laden wir ein zum Besuch des analogen Lernorts Garnisonkirche im Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum, Dortustraße 46, 14467 Potsdam.

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Die Selbst-Viktimisierung

Daniel-Pascal Zorn

Selbstviktimisierung ist nicht zuletzt im Kontext des Rechtspopulismus eine in den letzten Jahren populär gewordene Argumentationsfigur, welcher der Hamburger Philosoph in seinem Essay nachgeht.

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Rebranding auf Basis von Geschichtsverfälschung

Philipp Oswalt

Die Idee des Wiederaufbaus der Garnisonkirche bedurfte eines Rebrandings der Garnisonkirche, um hierfür politische und kirchliche Mehrheiten gewinnen zu können. Maßgeblich war dabei weniger die Strategie des Bruchs und der Veränderung. Viel wesentlicher in der Auseinandersetzung war die Durchsetzung eines neuen Geschichtsbildes, welches auf gezielten Auslassungen, Überformungen und Verfälschungen beruht. Analyse eines Geschichtsrevisionismus.

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Architektur des Rechenzentrums

Christian Klusemann

So nüchtern der Bau heute erscheint, ist er doch keineswegs einfach ein funktionaler Kasten, sondern ein architektonisches Statement, das auch eine Verwandschaft zu Mies van der Rohe hat. Eine Architekturanalyse.

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„Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“ – Predigt am Tag von Potsdam

Otto Dibelius

Unter diesem Motto hielt Generalsuperintendent Otto Dibelius zur Reichstags-Eröffnungsfeier am 21.3.1933 in Potsdam, dem sogenannten „Tag von Potsdam“, die offizielle Predigt in der Nikolaikirche. Die Predigt ist ein bitteres Dokument des moralischen Versagens der evangelischen Kirche. Zuvor hatte Dibelius zudem gegen innerkirchliche Widerstände durchgesetzt, das der Festakt mit Hitlers Ansprache in der Garnisonkirche stattfindet.

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Das Modernde und das Moderne

Niklas Maak

Wenn es noch echte Surrealisten gibt, dann dürfte das Zentrum von Potsdam, der Landeshauptstadt von Brandenburg, zu ihren Lieblingsorten zählen – denn dort hat man ein Rätselbild aufgebaut, wie es sonst keines gibt: In einem haushohen Käfig steht eine gut zwei Meter hohe Krone, auf einer Stange darüber hockt ein großer schwarzer Vogel, der den Hals in die Luft reckt und nach hinten zu kippen scheint, als ob eine unsichtbare Kraft an seinen Schwanzfedern zerrte. Hinter dieser Riesenvoliere taucht das drei Meter hohe Bild einer Frau auf, ein Mosaik nach Art der alten Römer – nur dass die Mosaike links und rechts von ihr kaum aus der Antike stammen können; sie zeigen: einen Raketenstart. Einen Kosmonauten. Drei Düsenflugzeuge, auf die manchmal der goldene Schein der Riesenkrone fällt. Was bedeutet all das?

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Ein Prinz im Widerstand?

Peter Brandt, Stephan Malinowski

Im Streit um die Entschädigungsforderungen der Hohenzollern, auch Hausherren der Hof- und Garnisonkirche, gibt es vier Historiker-Gutachten. Kronprinz Wilhelm, heißt es in einem, habe Hitler 1932/33 nicht unterstützt, sondern versucht, ihn zu verhindern. Ist das plausibel? Hier die Antwort zwei anderer Gutachter.

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Hitler’s Return – Nightmare or Daydream?

Michael Daxner

There are worse places to live in Germany. The old residential town of Potsdam became a city of oscillating political significance, a conservative center of Prussia, a reactionary hotbed of the Republic of Weimar, a city of Nazi self-representation, and a headquarter of Soviet and GDR state security, prisons and secret services. After the unification

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Die Potsdamer Hof- und Garnisongemeinde (1732-1918)

Hartmut Rudolph

Die Geschichte der Garnisonkirche Potsdam – eine „militärische Stiftung“ – war von Anfang an von der Bereitschaft der Institution Kirche geprägt, dem Militärischen Vorrang vor dem genuin Kirchlichen einzuräumen. Inhalte und Zielsetzungen des kirchlichen Handelns folgten einem vom Militarismus geprägten Gesellschafts-, Politik-¬ und Menschenbild.

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Die Entwicklung des Nutzungskonzeptes 2000 – 2020

Philipp Oswalt

Das Nutzungskonzept für den Wiederaufbau ist nach wie vor erheblich von Ideen geprägt, die Max Klaar und die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel dem Bischof Wolfgang Huber im Sommer 2000 unterbreiteten. Die im kirchlichen Nutzungskonzept „Spirit of Change/ Veränderung ist möglich“ von 2001 vorgesehenen Veränderungen im Sinne eines Bruchs mit der Vergangenheit wurden in den Folgejahren auf Druck rechtskonservativer Kreise schrittweise in wichtigen Teilen wieder zurückgenommen.

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Das Kosmos-Mosaik

Sophia Pietryga

Zwischen 1969 und 1971 entstand das Datenverarbeitungszentrum durch ein Kollektiv um den Architekten Sepp Weber, der fast zeitgleich maßgeblich an der Errichtung des Havelhochhauses und dem Institut für Lehrerbildung (heutige Fachhochschule am Alten Markt) beteiligt war. Im direkten Vergleich dieser Gebäude, fallen formalästhetische Ähnlichkeiten, wie die stark horizontal und vertikal gegliederte Fassade, auf. Das Datenverarbeitungszentrum

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Rechenzentrum – nur eine Zwischennutzung?

Carsten Linke

Die Nutzung des Kunst- und Kreativhauses RZ soll zum Jahresende 2023 beendet werden. Danach soll der Abriss folgen, der vor 30 Jahren einmal beschlossen wurde. Dies ist wirtschaftlich, kulturell unsinnig und stadtpolitisch riskant.

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Das falsche Symbol, ein Zwischenruf

Heino Falcke

In seinem Beitrag von 2015 befasst sich der einst in Kirche der DDR engagierte Probst mit den Konzepten eines Versöhnungs- und Friedenszentrum für den Wiederaufbau der Garnisonkriche. Hierbei kritisiert er den Ruf aus Potsdam und Wolfgang Hubers Argumentation

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Editorial zur Einführung der Website im Juni 2020

Herzlich willkommen auf der neuen Website www.lernort-garnisonkirche.de. Wir wollen mit Texten, Videos und Dokumenten über die verschiedensten Facetten des Ortes der ehemaligen Garnisonkirche informieren. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Geschichte des historischen Baus und seiner Gemeinde. Uns geht es hierbei nicht um die illustre Abfolge  prominenter Besucher– von Bach über Napoleon und bis Mussolini- , sondern um das Alltagsgeschehen der Kirche: Was wurde hier den Menschen gepredigt, wie erfolgte die Kirchenarbeit? Wofür wurde die Kirche tagein-tagaus genutzt? Und hier zeigt sich wenig, auf das wir heute stolz sein können, sondern eine unselige Traditionslinie von Herrscherhaus, Militär und Kirche, die – auch ganz ohne den Tag von Potsdam – zu den dunkelsten Seiten Preußens, Deutschlands und des Christentums gehört. Zu den erfreulicheren Facetten der Geschichte gehört die meist wenig gewürdigte Arbeit der Zivilgemeinde nach 1945, welche den Abriss überdauerte, die aber nach 1990 marginalisiert 2018 ihre Eigenständigkeit verlor.

Die Bemühungen um den Wiederaufbau reichen inzwischen fast vier Jahrzehnte zurück und sind selbst zu einer eigenen Geschichte geworden, die wir in einem eigene Menüpunkt dokumentieren, analysieren und reflektieren wollen. Den Gegenpol hierzu bildet das Rechenzentrum: Einst quasi wie ein Gegenbau zur Garnisonkirche errichtet, zwischenzeitlich für den Abriss bestimmt und seit einigen Jahren zu einem Kunst- und Kreativzentrum entwickelt. Selten stehen sich zwei entgegengesetzte Geisteshaltungen und Milieus auf so engem Raum gegenüber und ergänzen sich zu einem Gesamtbild, welche nicht nur das Spannungsfeld des heutigen Potsdams, sondern auch einer nationalen Kontroverse aufzeigt.


Die Intensität der Auseinandersetzung um das Wiederaufbauprojekt läßt sich nur verstehen, weil es sich um einen Symbolbau handelt, der weit über das Lokale hinausreicht. In dem Für und Wider spiegeln sich grundlegendes Fragen unseres gesellschaftlichen Selbstverständnisses. Im Menüpunkt „Kontexte“ wollen wir daher Beiträgen Raum geben, die nicht den Ort fokussieren, sondern sich diese größeren Fragen und Zusammenhängen widmen. Hier beginnen wir mit Texten zur preußischen Staatsidee, zur Kirche und den Hohenzollern im Nationalsozialismus sowie zur Potsdamer Stadtentwicklung seit 1990.

Der Menüpunkt „Debatte“ ist meinungsfreudigen Beiträgen gewidmet und Kontroversen im Sinne von Rede und Gegenrede. Leider konnten wir unseren Wunsch nach Meinungsvielfalt hierbei noch nicht wie gewünscht umsetzen, weil Autoren wie Wolfgang Huber und Paul Nolte bislang nicht bereit waren, eigene Texte für eine Veröffentlichung auf dieser Seite zur Verfügung zu stellen. Das bedauern wir.

Einige Beiträge sind Erstveröffentlichungen, ein guter Teil aber – wie stets ausgewiesen – bereits zurvor anderswo publiziert. Mit diesen Seiten wollen wir diese zerstreuten Inhalte an einem Ort leicht verfügbar machen. Diese Webplattform soll kontinuierlich weiterentwickelt werden. Im viertel- bis halbjährigem Zyklus wollen wir die Seite mit einer Reihe neuer Beiträge ausbauen. Wir freuen uns über Beiträge sowie Vorschläge zu Texten, Bildern und Materialien, ob bereits vorhanden oder noch zu entwickeln. Alle Leser*innen wollen wir zudem ermuntern, Beiträge sachlich zu kommentieren.

Ihre Herausgeber*innen und Redaktion

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Make Potsdam great again

André Tomczak, Manuel Lutz, Holger Zschoge

Die Rekonstruktion der Stadtmitte Potsdams ist Paradebeispiel einer Stadtentwicklung von oben: Diskurse der Ästhetik und Wiederherstellung vergangener Pracht werden geschickt verknüpft mit Strategien der Privatisierung und Verwertung von Stadt. Das Narrativ der schönen und großartigen Stadt wird gebrochen durch Proteste, die sich seit mehreren Jahren gegen den Abriss der sozialistischen Leitbauten und für eine alternative, vielfältige, demokratische Entwicklung der Innenstadt für Alle einsetzen

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Das Modell des preußischen Staates

Dietmar Willoweit

Der einstige Brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) unterstützte frühzeitig den Wiederaufbau der Garnisonkirche und war dessen langjähriger Schirmherr, nicht zuletzt aus dem Grunde, weil die Kirche die preußische Staatsidee repräsentiere und somit ein Symbol von nationaler Bedeutung sei. Doch diese Staatsidee steht im Widerspruch zur Demokratie, aber auch zum dynastischen Prinzip der Monarchie.

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Spenden

Unser Ziel ist die Schaffung eines Lernortes, der auf die besondere Geschichte der Garnisonkirche reagiert. Wir wollen die antidemokratische und militaristische Geschichte des Ortes zum Anlass nehmen, um hier einen Lernort für Demokratie und Frieden zu etablieren. Noch erhalten wir keinerlei Förderung, haben aber Kosten.

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Der Fall der Garnisonkirche 1968 und ihre Vorgeschichte

Matthias Grünzig

Immer wieder heißt es, Walter Ulbricht als Vertreter der Staatsführung der DDR habe aus Preußen- und Kirchenhass den Abriss der Ruine der Garnisonkirche 1968 angewiesen. Doch wie das Studium der damaligen Akten zeigt, waren die Verantwortlichen und Gründe für die Zerstörung des Denkmals andere.

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Eine Keimzelle des Widerstandes?

Linda von Keyserlingk

Seitens der Befürworter des Wiederaufbaus der Garnisonkirche heißt es immer wieder, hier hätten die Hitler-Attentäter des 20. Juli ihr Gewissen geschärft. Doch die Kirche stelle keine Keimzelle des Widerstands dar. In ihr wurde wie eh und je zu Gehorsam erzogen, wie die Forschung am militärhistorischen Museum der Bundeswehr aufzeigt.

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Eine gotteslästerliche Bude/ Heilen mit Steinen

Christoph Dieckmann versus Irgmard Schwaetzer

Seit Luther gegen Kaiser und Papst seinen Schutzfürsten Friedrich den Weisen brauchte, hat sich die evangelische Kirche Staatsdoktrinen angedient – ausgenommen in der DDR. Aber ein Soldatentempel gehört nicht zur Versöhnungsgeschichte des Evangeliums. Er zählt zur Missbrauchsgeschichte der Sakralisierung von Nation und Krieg. Eine theologische Polemik, der die Vorsitzende der Evangelsichen Kirche Deustchland (EKD) in einem Folgebeitrag widerspricht.

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Rechenzentrum – Der Film

Elias Franke und Kristina Tschesch

Seit Anfang 2015 wird das Rechenzentrum Potsdam zum Kunst- und Kreativhaus. Wie kam es zu diesem Wandel? Welche Akteur*innen treiben das Projekt voran? Wer arbeitet nach einem Jahr „RZ“ im Haus und wie stehen die Chancen auf eine längerfristige Nutzung für die Kreativen der Stadt? Die Filmemacher*innen Elias Franke und Kristina Tschesch aus den Reihen der Kulturlobby Potsdam haben den Entstehungs- und Entwicklungsprozess des Kreativhauses mit der Kamera begleit

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About this website

The reconstruction of the Garrison Church in Potsdam, which began in 2017, is intended – according to the project’s supporters – not least to create a place of learning about German history here. In August 2019, the chairman of the scientific advisory board of the Garrison Church Potsdam Foundation said: „The Garrison Church must show

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Why the Reconstruction of a Potsdam Church Is a Political Issue

Philipp Oswalt

Since 2017, the Garrison Church in Potsdam, southwest of Berlin, has undergone reconstruction with federal funds under the patronage of Federal President Frank-Walter Steinmeier. The Garrison Church is a symbol of Prussian militarism and since 1919 a symbolic location for German nationalistic, antidemocratic right-wing forces.

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Das Iserlohner Glockenspiel

Philipp Oswalt

Nach achtzehnjährigem Betrieb wurde das nachgebaute Glockenspiel wegen seiner rechtslastigen Inschriften im Herbst 2019 abgestellt. Doch wie kam es zu diesen Inschriften? Und aus welchem Gedankengut entstand das Glockenspiel, welches das Initial für das Wiederaufbauprojekt in Potsdam bildete?

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Ein Streitgespräch

Statements von Matthias Sauerbruch, Wolfgang Huber und Philipp Oswalt, gefolgt von einer Diskussion mit Thomas Albrecht, Saskia Hüneke, Detlef Karg, Hildegard Rugenstein u.a.

Im Nachgang zum offenen Brief an den Bundespräsidenten von August 2019 organisierte die Akademie der Künste Berlin einen Diskussionabend am 4.12.2019. Zahlreiche Mitglieder hatten den Brief mit unterzeichnet, unter ihnen Prof. Jeanine Meerapfel, Präsidentin der AdK, Thomas Heise, Direktor der Sektion Film und Medienkunst und Prof. Matthias Sauerbruch, Architekt, Direktor der Sektion Baukunst.

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Konzept für einen Lernort – Revision eines nicht eingelösten Versprechens

Philipp Oswalt und Steffen Schuhmann

Im Herbst 2019 hat Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) eine politische Debatte initiiert zu der Frage, wie es mit dem Projekt Garnisonkiche nach dem Turmbau weiter gehen soll. In Folge dessen entstand ein neuer Vorschlag, an die ursprünglichen Ideen der evangelischen Kirche anzuknüpfen, einen Lernort zu schaffen und in der äußeren Erscheinung des rekonstruierten Kirchturms einen sichtbaren Bruch zu verdeutlichen.

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Wie lange noch? Was die Garnisonkirche Potsdam mit Rechtsradikalismus zu tun hat/ Worüber zu streiten lohnt. Was die Garnisonkriche Potsdam mit der deutschen Geschichte zu tun hat

Philipp Oswalt versus Paul Nolte

Im Frühjahr 2020 erschien in dem protestantischen Magazin Zeitzeichen eine Kritik am Wiederaufbauprojekt, welche dessen Protagonisten eine mangelnde Abgrenzung nach Rechtsaußen vorhielt. In seiner Replik sah der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirat diese Vorwürfe als abwegig an, und wollte andere Fragen diskutiert wissen.

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