Kontexte

Weder die historische Garnisonkirche noch das Wiederaufbauvorhaben stehen für sich, sondern im Kontext allgemeiner gesellschaftlicher Debatten, Entwicklungen und Konflikte. An dieser Stelle wollen wir Analysen und Positionen Raum geben, welche sich mit diesen Hintergründen befassen, ohne welche die Diskussionen um das Projekt nicht verstanden werden können.

Architektonische Rekonstruktionen: Videodokumentation der Veranstaltung

Akademie der Künste Berlin, 26. Februar 2024

Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik ist der Titel des jüngsten Buches von Architekt und Architekturtheoretiker Philipp Oswalt. Die Sektion Baukunst der Akademie der Künste nahm diese Neuerscheinung zum Anlass für eine Veranstaltung zur Rolle architektonischer Rekonstruktionen als Instrument von Identitätspolitik, von der hier die Videoaufzeichnung einsehbar ist.Im Sinne ihres Beratungsauftrags schloß die Akademie

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Videodokumentation des Kurzfestival Gegensignal

Plantage und RZ Postdam, 16./17. September 2023

Vier Jahre nach seiner Stilllegung stand das stets umstrittene nachgebaute Glockenspiel der Garnisonkirche Potsdam im September 2023 im Zentrum eines Kurzfestivals, veranstaltet vom Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in der Stadt Potsdam e.V. und dem Lernort Garnisonkirche. Das Glockenspiel wurde in einer öffentlichen Aufführung am Samstagabend, 16.9., gegen den Strich gespielt. Auf der Potsdamer Plantage,

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Spaziergang zur Märzrevolution 1848 in Potsdam

Am Sonntag, 30. Juli um 15:00 Uhr findet erstmalig die Führung „Potsdam zwischen Revolution und Reaktion“ statt. Bei diesem Rundgang erkunden wir das Spannungsverhältnis von Macht und Protest sowie von Militär und Zivilgesellschaft während und nach der Revolution 1848/49 und begeben uns auf die Suche nach den zahlreichen Spuren der Ereignisse vor 175 Jahren in der

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Dietrich Bonhoeffers Kriegsideologie vor 1933

Detlef Bald

In seinem Buch über Dietrich Bonhoffers „Weg in den Widerstand“ schildert Detlef Bald, welche bellizistische Theologie dieser während der Weimer Republik vertrat, bevor er sich ab 1930 gegen die nationalsozialistische Judenverfolgung und die erstarkenden Deutschen Christen positionierte. In der Weimarer Zeit hatte die Mehrheit des Bürgertums keine Zweifel an dem Selbstverständnis, Krieg sei „ein Glied

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Vergeben, Vergessen, Versöhnen

Katharina von Kellenbach

Impulse zum Umgang mit den NS-Tätern Christliche Theologie heute geschieht in kritischer Auseinandersetzung mit dem Erbe der Schoa und denjenigen, die den Massenmord an den europäischen Juden planten, verwalteten und durchführten. Sie, die Mörder, kamen aus unterschiedlichen Milieus, aber sie hatten eines gemeinsam: Sie waren allesamt getaufte Christen. Seit den Nürnberger Gesetzen war jeder und

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Martin Luther – schwarzrotgold? Die Humboldts – schwarzweiß(rot)?

Richard Faber

I. Vor allem im Jahre 2017 kannte fast jeder das hier abgebildete Logo der sogenannten „Lutherdekade“. Ich betone „Dekade“ und erinnere daran, dass sie zehn Jahre lang aufgrund eines einstimmigen Bundestagsbeschlusses mit nationalen Steuergeldern tüchtig alimentiert worden ist, also auch mit Steuergeldern islamischer, jüdischer, katholischer und religiös nicht gebundener Steuerzahler. Darauf komme ich später zurück;

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Leere Kirche – volle Kassen

Carsten Frerk

Der deutsche Staat und christlichen Kirchen sind bis heute finanziell und institutionell verflochten, nicht zuletzt dank gesetzlicher Regelungen, die im NS-Regime eingeführt und später von der BRD übernommen wurden.

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Zwei Rezensionen zu „Deutsche Krieger“

Guido Sprügel und Wolfram Wette

Zwei Rezensionen zu dem Buch über 150 Jahre deutsche Militärgeschichte von der Gründung des Kaiserreichs bis heute

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Der Kapp-Putsch und Potsdam

Matthias Grünzig

Der Kapp-Putsch vom März 1920 war der erste große Angriff rechtsradikaler Kräfte gegen die demokratische Weimarer Republik. Gleichzeitig hatte er ein breites Engagement für die Demokratie zur Folge. Die Putschisten waren binnen Tagen zur Aufgabe gezwungen. Potsdam und seine Garnison spielten eine wichtige Rolle, aber ebenso gab es hier eine demokratische Gegenwehr.

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Überfall auf Polen 1939: Erfahrung und Erinnerung

Jochen Böhler

Der deutsche Vernichtungskrieg nahm in Polen 1939 seinen Anfang, als in den ersten Wochen des Überfalls auch das Infanterieregiment 9 in Polen einmarschierte. In seinem Operationsgebiet kam es – wie überall in Polen – zu Massenerschießungen von Zivilisten durch die Wehrmacht, denen bis Monatsende über 10.000 Menschen zum Opfer fielen.

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Restauration oder Neuanfang?

Andreas Pangritz

Position und Verhalten der Bekennenden Kirche im Nationalsozialismus waren ausgesprochen ambivalent. Sie war keineswegs ein Ort der Widerstands. Nicht zuletzt gab es hier bei vielen – wie etwa Otto Dibelius – einen expliziten Antisemitismus.

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Die Selbst-Viktimisierung

Daniel-Pascal Zorn

Selbstviktimisierung ist nicht zuletzt im Kontext des Rechtspopulismus eine in den letzten Jahren populär gewordene Argumentationsfigur, welcher der Hamburger Philosoph in seinem Essay nachgeht.

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Ein Prinz im Widerstand?

Peter Brandt, Stephan Malinowski

Im Streit um die Entschädigungsforderungen der Hohenzollern, auch Hausherren der Hof- und Garnisonkirche, gibt es vier Historiker-Gutachten. Kronprinz Wilhelm, heißt es in einem, habe Hitler 1932/33 nicht unterstützt, sondern versucht, ihn zu verhindern. Ist das plausibel? Hier die Antwort zwei anderer Gutachter.

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Make Potsdam great again

André Tomczak, Manuel Lutz, Holger Zschoge

Die Rekonstruktion der Stadtmitte Potsdams ist Paradebeispiel einer Stadtentwicklung von oben: Diskurse der Ästhetik und Wiederherstellung vergangener Pracht werden geschickt verknüpft mit Strategien der Privatisierung und Verwertung von Stadt. Das Narrativ der schönen und großartigen Stadt wird gebrochen durch Proteste, die sich seit mehreren Jahren gegen den Abriss der sozialistischen Leitbauten und für eine alternative, vielfältige, demokratische Entwicklung der Innenstadt für Alle einsetzen

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Das Modell des preußischen Staates

Dietmar Willoweit

Der einstige Brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) unterstützte frühzeitig den Wiederaufbau der Garnisonkirche und war dessen langjähriger Schirmherr, nicht zuletzt aus dem Grunde, weil die Kirche die preußische Staatsidee repräsentiere und somit ein Symbol von nationaler Bedeutung sei. Doch diese Staatsidee steht im Widerspruch zur Demokratie, aber auch zum dynastischen Prinzip der Monarchie.

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Kirche im Nationalsozialismus: Ein religiöser Aufbruch

Manfred Gailus

Woran glaubten die Deutschen der Hitlerzeit? 1933 bedeutete nicht allein eine politische Zäsur, sondern für viele Zeitgenossen zugleich ein religiöses Erlebnis: endlich Abkehr von der Weimarer Republik, die als „Gottlosenrepublik“ wahrgenommen wurde; endlich Beginn einer verheißungsvollen Zeitenkehre mit mehr Glauben, Religion und „Volksgemeinschaft“. Anzeichen eines religious revival gab es viele: Kirchenaustritte hörten plötzlich auf; atheistische

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