1871 – 1918

1871 wurde in Folge des Sieg Preußens im Deutsch-Französischen Krieg das Deutsche Kaiserreich als neue Großmacht in Europa gegründet. Potsdam wurde Ort der „Heeresleitung“. In der Garnisonkirche erhielten die Trophäen des Krieges von 1870/71 Einzug. 1884/85 erwarb Deutschland mehrere Kolonien. Mit Amtsantritt Kaiser Wilhelm II. 1888 wurden das deutsche Expansionsstreben und die Aufrüstung forciert, zwischen 1894 und 1918 führte das Deutsche Kaiserreich mehrere Kolonialkriege, während derer es auch zu dem Völkermord an den Hetero und Nama kam.  Im August 1914 unterzeichnete Kaiser Wilhelm II. in Potsdam die Kriegserklärung gegen die Entente-Mächte.  Zum Kriegsende beendet die Novemberrevolution 1918 die Monarchie.

Die Garnisonkirche Potsdam in den Kolonialkriegen

Der deutsche Nationalprotestantismus propagierte im Kaiserreich ein völkisches Denken, womit Kriegsverbrechen und Völkermord in den Kolonialkriegen nicht nur legitimiert, sondern auch aktiv unterstützt wurden. Bis heute hat sich die evangelische Kirche diesem nahezu vergessenen Erbe nicht wirklich gestellt, sondern beschönigt und kaschiert ihre Geschichte. Am 7./.8. Dezember 2023 fand im Einsteinforum Potsdam die von Franziska

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Ein Blick von Dekoloniale Berlin auf die Garnisonkirche

Das Projekt „Dekoloniale Berlin“ hat auf www.dekoloniale.de einen in neun Kapitel aufgteilten multimedialen Kurzbericht mit Text, Bild und Audio zum kolonialen Erbe der Garnisonkirche veröffentlicht. Im Zentrum steht das Wirken zweier Pfarrer der Garnisonkirche im Zusammenhang mit der Niederschlagung des Yìhétuán Yùndòng – der „Bewegung der Verbände für Gerechtigkeit und Harmonie“ – im sogenannten Boxerkrieg

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Deutschnationale Gewalttheologie am Beispiel des Garnisonskirchenpfarrers Johannes Kessler

Thomas Posern

Eine mehrheitlich deutschnational geprägte evangelische Kirche trug erheblich zu Kriegsbegeisterung und Durchhaltewillen von Soldaten und Bevölkerung im Ersten Weltkrieg bei. Kriegspredigten dienten der Formatierung der öffentlichen Meinung. Der ehemalige Hofprediger und Potsdamer Garnisonspfarrer Johannes Kessler war von 1908-33 Gemeindepfarrer in Dresden und vermutlich seit 1915 als Militärpfarrer im frontnahen Einsatz[1]. Am Beispiel einiger seiner Kriegspredigten

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Predigerworte für Deutsche Gotteskrieger

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Nationalsozialismus predigten Pfarrer der Garnisonkirche einen Nationalprotestantismus, der den Krieg, das Abendland und Deutschland verherrlichte, unbedingten Gehorsam und Opfergeist einforderte und Kaiser und Führer göttlich legitimierte. Ausgewählte Zitate aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dokumentieren exemplarisch diese Ideologie.

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Predigt zur Niederschlagung des Boxeraufstands

Johannes Kessler

Ende Juni 1900 wurde das Ostasiatische Reiter-Regiment in Potsdam als Teil des 17.000 Mann umfassenden Ostasiatischen Expeditionskorps zur Niederschlagung des Boxeraufstands aufgestellt. Der Garnisonpfarrer und Hofprediger der Garnisonkirche Potsdam Johannes Keßler hielt zum Abschied eine martialische Predigt, in der er für den „tausendjährige Kampf zwischen Morgen- und Abendland“ forderte, dass es keinen Friede geben dürfe, „bis das heilige Evangelium der Glaube aller Völker ist.“ Einen Tag später hielt Kaiser Wilhelm II. bei der Einschiffung der Truppen nach China seine berüchtigte Hunnenrede.

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Pfarrer Johannes Kessler (1893-1907)

Thomas Posern

„Diese Männergemeinde hat mich immer wieder verpflichtet, ein freudiges, männliches, heldisches Christentum zu predigen,“ schreibt Johannes Keßler zu seiner Zeit als Pfarrer und Hofprediger an der Garnisonkirche Potsdam. Er vertrat eine deutschnationale, monarchistische und antijudaistische Theologie und wirkte als Wegbereiter des Nationalsozialismus.

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Die Potsdamer Hof- und Garnisongemeinde (1732-1918)

Hartmut Rudolph

Die Geschichte der Garnisonkirche Potsdam – eine „militärische Stiftung“ – war von Anfang an von der Bereitschaft der Institution Kirche geprägt, dem Militärischen Vorrang vor dem genuin Kirchlichen einzuräumen. Inhalte und Zielsetzungen des kirchlichen Handelns folgten einem vom Militarismus geprägten Gesellschafts-, Politik-¬ und Menschenbild.

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